Nachgefragt bei:Schauspieler Michael König

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Michael König. (Foto: Imago)

"Zum Spießertum geronnen"

Von Martina Scherf

Michael König hatte nach der Ausbildung an der Münchner Falckenbergschule sein erstes Engagement mit 19 Jahren an den Kammerspielen. Später spielte er unter Peter Stein an der Berliner Schaubühne, am Wiener Burgtheater und in vielen Fernsehrollen. "Wir haben an den Kammerspielen 1968 mitten in einer Aufführung gegen die Notstandsgesetze protestiert", sagt er, "und nach dem ,Viet Nam Diskurs' von Peter Weiss Geld für den Vietcong gesammelt. Intendant August Everding wollte uns disziplinieren, kam aber gegen den antiautoritären Furor nicht an, er hat das Stück letztlich abgesetzt und Peter Stein entlassen."

Er sei damals naiv gewesen, sagt König, "ich fand es nur toll, dass man den Spießern was entgegensetzt." Für einen Film von Hans-Jürgen Syberberg über die Hippieszene Münchens ("San Domingo") sollte er einen LSD-Trip einwerfen. "Hab ich auch gemacht. Das war furchtbar!" Das Drehen mit Rainer Werner Fassbinder hingegen "war traumhaft". Der Regisseur sei eine faszinierende Persönlichkeit gewesen. "Hanna (Schygulla) und ich wohnten bei Fassbinder in Feldkirchen. Wir drehten 1970 "Niklashauser Fart" und "Rio das Mortes" und hatten kaum Geld. Die Szenen mussten möglichst beim ersten Mal sitzen. Er hat uns viel Freiheit gelassen." In Berlin, erzählt König, habe er dann auch Kunzelmann und Fritz Teufel kennen gelernt und vom Sozialismus geträumt. Aber nicht lange, dann habe er zurück zu Gott gefunden. Die Kunst sei der Vorhof zur Religion, sagt er. Er ist damals wieder in die Kirche eingetreten und seither entschiedener Abtreibungsgegner. "Diese ganze pubertäre Bewegung ist doch selbst zum Spießertum geronnen", sagt er rückblickend, "zu einer politisch korrekten Meinungsdiktatur. Heute herrscht am Theater der linke Mainstream, es gibt kaum noch offene Diskussionen."

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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