Nachgefragt bei:Sarah Doerfel

(Foto: privat)

31-jährige Kunststudentin

Protokoll von Martina Scherf

Manche Studenten meinen, die Münchner Akademie sei eher konservativ. In der Praxis hängt es aber letztlich immer vom einzelnen Professor ab, welche Impulse man bekommt. Es gibt heute intensive Theoriediskurse, auch zu aktuellen Themen. Im vergangenen Jahr haben wir uns zum Beispiel mit Ökologie und Gesellschaft auseinandergesetzt. Es war interessant zu sehen, welche Parallelen es zwischen der Hippie-Bewegung von einst und gegenwärtigen Strömungen wie Yoga oder Urban Gardening gibt. Vieles wiederholt sich da gerade. Und damals wie heute hat sich der antikapitalistische Impuls oft ins Gegenteil verkehrt, weil sich mit der Anziehungskraft solcher Trends Geld verdienen lässt. Das aktuelle Vorlesungsverzeichnis jedenfalls ist voll von 68er-Themen. Ich gehe manchmal in die Schwabinger "Rheinpfalz". Dort trifft man viele Altachtundsechziger an, die Musik von damals hören und in alten Zeiten schwelgen. Das fand ich beim ersten Mal so interessant und berührend, dass ich wieder gekommen bin. Sie haben mir erzählt, welche wilden Sachen sie gemacht haben, wie sie einmal aus einer spontanen Idee heraus zum Flughafen fuhren und als Kommune in den Dschungel flogen. Ich finde es schön zu sehen, dass es auch eine solche Form des Alterns gibt: Indem man innerlich jung bleibt und sich seine Freiheit bewahrt, zu leben, wie man es für richtig hält.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: