Nach dem Rausch am Faschingsdienstag:Fünf Tipps gegen den Kater

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Na, auch verkatert? Wie man den Katzenjammer am Aschermittwoch übersteht und warum man am besten zu Espresso mit Zitronensaft und auf keinen Fall zu Mineralwasser mit Kohlensäure greifen sollte: Fünf Münchner geben Tipps.

Protokolle von Anne Goebel

Wo gefeiert wird, wird meistens auch getrunken. (Foto: Catherina Hess)

"Wie ein Moralprinzip verschwindet / Selbst aus dem stärksten Intellekt, / Wenn man ein hübsches Mädchen findet / Und eine Flasche guten Sekt!", schrieb Ludwig Thoma 1913 über den Münchner Fasching. Der mag heute nicht mehr so berüchtigt ausschweifend sein wie zu Thomas Zeiten, aber getrunken wird immer noch jede Menge.

Und am Mittwoch danach der Katzenjammer: Die Apotheker haben mehr als sonst zu tun, in den Betriebskantinen werden rücksichtsvoll die Folgen von Funkball oder Weißem Fest bedacht, Ernährungswissenschaftler geben Ratschläge, die sich eher ungenießbar anhören - Aschermittwoch ist eben Tag eins der sechswöchigen Reue- und Vernunftphase. Die SZ hat sich in der Stadt nach bewährten Tipps zur Katerbekämpfung umgehört.

Bloß nicht mischen

Karl Oost, Präsident des Köln-Münchner Karnevalsvereins: Ich bin gerade auf dem Weg zum Karnevalsumzug - natürlich in Köln, seit 24 Jahren fahre ich zum Karneval dorthin. Ein Geheimrezept gegen Kater gibt es nicht, aber ich sage immer: Am nächsten morgen viel essen, ganz viel Wasser trinken und am Abend vorher schön bei einem Getränk bleiben. Bloß nicht mischen, dann wird es ganz schlimm. Gefährlich ist gerade für Münchner das Kölsch-Bier, das ja im 0,2-Glas ausgeschenkt wird. Da wird über die sogenannten Reagenzgläser gelächelt, aber wenn man davon fünf trinkt, entspricht das eben genau einer Maß. Die kleinen Gläser können schnell zum Verhängnis werden. Also lieber ruhig und gemütlich trinken und nichts übertreiben.

Schlaf, frische Luft und ein gesundes Frühstück

Sophie Kelm, Redakteurin bei "apotheken-umschau.de": Für unseren Artikel zum Thema "Warum bekommt man einen Kater?" habe ich einen Alkoholforscher interviewt. Das Interessante war: Anscheinend sind es unter anderem bestimmte Beistoffe im Alkohol, vor allem sogenannte Fuselöle, die die Blutgefäße im Gehirn beeinflussen und damit für die Kopfschmerzen verantwortlich sind. Qualitativ guter Alkohol enthält in der Regel weniger Beistoffe. Schlechter Wein oder billiger Schnaps machen also noch fieseren Kater. Wenn's zu viel war, hilft Schlaf, frische Luft und ein gesundes Frühstück. Auch wenn man mehr Lust auf fettiges Essen wie Pommes hat: Nach etwas Frischem wie Naturjoghurt, Haferflocken oder roten Beeren geht es einem besser. Ich selber werde mal auf dem Viktualienmarkt vorbeischauen, es ist lustig zu sehen, wenn die Münchner richtig aufdrehen. Ich komme aus Hamburg, da feiert man eigentlich nur Kinderfasching. Die Erwachsenen gehen nicht besonders gerne verkleidet aus dem Haus.

Am Aschermittwoch kommt Fisch auf den Teller

Swen Meusel, Kantinenchef des Bayerischen Rundfunks: Aus kulinarischer Sicht stellen wir uns am Aschermittwoch auf zwei Vorlieben ein: Einerseits freuen sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach den Faschingstagen auf eher leichtere Speisen. Gleichzeitig bieten wir zum Beginn der Fastenzeit auch traditionell eine große Auswahl an Fischgerichten an. In der BR-Kantine reicht unser Speiseplan an diesem Mittwoch von Brat- und Bismarckhering nach Hausfrauenart über einen Räucherfischteller und Wildlachsfilet bis hin zu Allgäuer Käsespätzle.

Der Kreislauf muss in Schwung kommen

Daniela Krehl, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale München: Espresso mit Zitronensaft soll sehr gut helfen, das ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen. Schmeckt vielleicht nicht optimal, aber da muss man dann durch. Der übermäßige Alkoholkonsum hat den Mineralstoffhaushalt völlig durcheinander gebracht, vor allem das Defizit von Magnesium führt zu den klassischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Schwindel. Auch Unkonzentriertheit gehört dazu, das kann aber auch vom Restalkohol im Blut kommen. Wichtig ist, vor dem Trinken eine Grundlage zu schaffen mit fettreichen Speisen wie Pommes oder Lasagne, das verzögert die Alkoholaufnahme in den Körper. Auch wenn man sich schlapp fühlt, es ist besser, am nächsten Tag einen Spaziergang zu machen - je mehr der Kreislauf in Schwung kommt, desto besser arbeitet die Entgiftungsfunktion der Leber. Im Internet kursieren die seltsamsten Ratschläge, zum Beispiel das berühmte Konterbier. Das würde ich nicht unterstützen.

Kamillentee und Weißbrot gegen Übelkeit

Handan Yenen, Apothekerin in der Internationalen Apotheke am Hauptbahnhof: Natürlich ist bei uns viel los in den Faschingstagen, die Leute kommen am Morgen, wenn sie eine lange Nacht hinter sich haben. Viele decken sich auch vorher ein und tauchen im Kostüm bei uns auf, um sich noch schnell ihren Vorrat zu besorgen. Alka Seltzer ist und bleibt das bekannteste Mittel. Außerdem gibt es etwas Neues in Pulverform, das angeblich gut wirken soll, wir haben große Mengen davon verkauft. Wenn jemand über starke Übelkeit klagt, empfehlen wir schwachen Kamillentee und Weißbrot, das die Magenflüssigkeit absorbiert. Auf keinen Fall Mineralwasser mit Kohlensäure trinken! Ich bin in der Türkei geboren und aufgewachsen, und im Türkischen gibt es eigentlich kein Pendant zum Wort Kater. Am ehesten passt ein Begriff, der übersetzt so viel bedeutet wie "Was von der Nacht geblieben ist".

© SZ vom 05.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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