Nach dem Amoklauf:Worte der Anteilnahme

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Viele Münchner gedenken der Opfer und tragen sich in Kondolenzbücher ein

Marcus Brown ist schon da, als das Kondolenzbuch für die Opfer des Amoklaufs vom Freitag noch gar nicht öffentlich ausliegt. Lediglich das Schreibpult hat man vor dem Gedenkraum im ersten Stock des Rathauses bereits aufgestellt, flankiert von Blumen und einer Kerze. Etwa fünf Minuten muss Brown warten, bis ein städtischer Mitarbeiter das schwarz eingebundene Buch aufs Pult legt. Die erste Seite ist aufgeschlagen, vor Brown liegt ein leeres Blatt: Endlich kann er sein Mitgefühl bekunden.

Die tödlichen Schüsse auf die meist jungen Leute "haben mich wahnsinnig mitgenommen", sagt Brown, der aus England stammt und seit elf Jahren in München lebt. "Ich habe drei Töchter. Die Vorstellung, das hätte auch ihnen passieren können, macht mich fertig." Marcus Brown ist schockiert, es ist ihm ein Anliegen, wenigstens im städtischen Kondolenzbuch seine Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen.

Wenig später tragen sich Oberbürgermeister Dieter Reiter und seine Stellvertreter Josef Schmid und Christine Strobl ein. Reiter schreibt: "Ganz München ist zutiefst erschüttert über den schrecklichen Amoklauf, der so viel Leid und Tod über unsere Stadt gebracht hat. Wir sind in unseren Gedanken und in unseren Herzen bei allen, die einen geliebten Menschen verloren oder selbst Verletzungen erlitten haben."

In den ersten Stunden tragen sich nur wenige Menschen im Kondolenzbuch ein. Vermutlich haben die meisten Münchner zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mitbekommen, dass im Rathaus das Buch ausliegt. Bis Freitag können sich die Bürger dort eintragen - so wie die junge Frau, die gleich nach Brown am Gedenkraum eintrifft. Die Münchnerin, die lieber anonym bleiben möchte, wohnt etwa drei Kilometer vom Olympia-Einkaufszentrum entfernt. Am Freitagabend, als das Verbrechen passierte, war sie zu Hause. Als sie von der Schießerei hörte, stand sie "unter Schock". Sie hat gleich alle Freunde angerufen, um zu hören, ob sie in Sicherheit seien, und auch bei ihr klingelte unentwegt das Telefon. "Es war ein fürchterlicher Abend."

Wie sehr der Amoklauf die Menschen erschüttert hat, zeigt sich auch im Fürbittbuch in der Frauenkirche. Auch im Dom bekunden die Münchner ihr Mitgefühl und bitten für die Opfer. Einige zünden Kerzen an und beten.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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