Multifunktionshalle:Korb auf Eis

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Bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München in der ehemaligen Rudi-Sedlmayer-Halle will Uli Hoeneß wieder um das Präsidentenamt antreten. (Foto: dpa)

Eigentlich hatten die Basketballer des FC Bayern abgesagt: An der neuen Red-Bull-Halle im Olympiapark wollten sie sich nicht beteiligen. Nun deutet sich eine Kehrtwende an - denn Uli Hoeneß kehrt als Präsident zurück.

Von Ralf Tögel

Man schrieb den 25. Februar, als das Präsidium eines bekannten Fußballvereins eine zähe Hängepartie mit einem Schlag beendete, präziser: mit einer Pressemitteilung. Zu lesen war darin, dass der FC Bayern München, genauer gesagt: seine nicht ganz so bekannte Basketball-Abteilung, beschlossen habe, sich "an weiteren Planungen einer neuen Multifunktionshalle für Eishockey, Basketball und Drittveranstaltungen im Olympiapark München" nicht mehr zu beteiligen. Bis dahin hatte diese Idee das Münchner Sportvolk bewegt, verschiedene Größenordnungen wurden diskutiert, Standorte erörtert, Politiker befragt und über eine Notwendigkeit gestritten. Und plötzlich waren die Bayern aus dem Rennen, die Stadt und der bereits feststehende Bauherr Red Bull mussten alleine klarkommen. So schien es zumindest zu sein.

Nun aber wird sich am 25. November bekanntlich Grundlegendes ändern. Uli Hoeneß kommt zurück, seine Wahl zum neuen, alten Präsidenten des FCB ist Formsache. Und da Hoeneß der Patron der Basketballer ist, wird wohl auch in dieser zweiten Profi-Abteilung einiges auf links gedreht, nicht zuletzt ist der Rückzug vom Rückzug in Sachen Hallenbeteiligung sehr wahrscheinlich. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Haftstrafe, der sich rein auf das Thema Basketball beschränkte, hatte Hoeneß seinem Bald-Vorgänger Karl Hopfner und dem für die Basketballer zuständigen Vizepräsidenten Rudolf Schels eine gewisse finanzielle Kleinkrämerei vorgeworfen. Die vergangene Saison der Basketball-Unterabteilung verlief - gelinde gesagt - nicht nach Wunsch.

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(Foto: imago/Nordphoto)

Der Plan von Red Bull ist: Seine Eishockeyspieler teilen sich eine Multifunktionshalle...

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(Foto: imago/Philippe Ruiz)

...mit den Basketballern des FC Bayern München.

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(Foto: Tobias Hase/dpa)

Deren Präsident ist voraussichtlich bald wieder Uli Hoeneß - ein großer Basketball-Fan.

Der Meisterschaftsmitfavorit wurde im Playoff-Halbfinale vom großen Konkurrenten Bamberg gedemütigt, das Pokalfinale ging gegen Berlin verloren und auch international war das Abschneiden mit dem Viertelfinal-Aus gegen Istanbul im zweitklassigen Eurocup bescheiden. Lag das tatsächlich an einer buchhalterischen Herangehensweise des Präsidiums oder haben vielmehr Fehlgriffe in der Personalplanung sowie ein gestörtes Binnenverhältnis zwischen Mannschaft und Trainer eine tragende Rolle gespielt? Die Diskussionen darüber werden am 25. November endgültig FC-Bayern-Geschichte sein. Dann zählt nur noch die Zukunft, sprich die zweite Regentschaft des Uli Hoeneß.

Der freilich hat im Hintergrund längst Weichen für seinen Herzensklub gestellt - auch für die Basketballer. Zwei neue, namhafte Sponsoren haben angeheuert, in einem Interview mit der Bild-Zeitung hat Hoeneß neuerlich kundgetan, wie wichtig ihm der sportliche Erfolg der Basketballer ist. Trainer Svetislav Pesic ist vom Serben Aleksandar Djordjevic abgelöst worden, der bei Olympia Silber gewonnen hat; das Team wurde nahezu komplett ausgetauscht. Das Ziel ist, auch im Basketball zur dominierenden Marke der Nation zu werden. Dafür dürfte der zweifellos schmucke, aber derzeit auf 6700 Plätze limitierte Audi Dome (die alte Rudi-Sedlmayer-Halle) zu klein werden. Es häufen sich die Anzeichen dafür, dass Hoeneß höchstselbst die Pläne, am Hallenprojekt teilzunehmen, wieder in die Hand nehmen wird. Sportbürgermeisterin Christine Strobl wollte kürzlich bei einem Pressegespräch zwar nichts Belastbares dazu beitragen, allein ihr süffisantes Lächeln legte Derartiges nahe. Es könne schon sein, dass da ein Gespräch in naher Zukunft stattfinde, sagte sie vielsagend.

Für die Stadt wäre der Wiedereinstieg des FC Bayern ein Glück, dann hätte sie einen weiteren potenten und zuverlässigen Mieter an ihrer Seite, was die Kosten verringern würde. Denn das favorisierte Modell sieht vor, dass der österreichische Getränkekonzern Red Bull im Olympiapark eine Multifunktionshalle für 10 000 Zuschauer baut, die er sich bis zu 120 Millionen Euro kosten ließe. Die Arena würde an den deutschen Eishockeymeister, dessen Eigentümer Red Bull ist, die Basketballer und die Stadt vermietet. Bereits Ende 2014 hat der Stadtrat dem Bauwerk mit Platz für 10 000 Menschen zugestimmt, 2015 wurde der Boden dafür geschaffen, indem das ehemalige Radstadion in selbigen gestampft wurde. Die Stadt könnte von der sanierungsfälligen Olympia-Eishalle umziehen, Basketballer und Eishockeyspieler hätten eine schillernde Heimstatt. Alles spricht für die Rückkehr des FC Bayern in die Planungen für die neue Halle auf dem Olympiagelände. Fraglich scheint nur noch das genaue Datum zu sein.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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