Münchner, die den Bannkreis der Stadtgrenzen verlassen, müssen oft feststellen, dass man sie im Rest der Republik für einen Haufen engstirniger Bierdimpfl und arroganter Schnösel hält. Ein Menschenschlag mithin, der von sich glaubt, er sei unsagbar schlau, der aber jedes billige Event für Hochkultur hält und sich, weil er so viele davon hat, den Hintern mit Geldscheinen abwischt. Kurzum, eine Art Mischung aus Horst Seehofer, Uschi Glas, Uli Hoeneß und Christine Neubauer.
Leider sind die Münchner daran nicht unschuldig. So ist es kaum ein Jahr her, dass in den bunten Blättern die haarsträubende Geschichte stand, hier gebe es neuerdings einen Geheimclub namens "Contenance" für superreiche Männer. Die würden ein paar Tausender springen lassen, um sich von jungen Frauen, die dabei gefälligst die Klappe zu halten haben, in einem schlampig ausgemalten Kellergewölbe im Neuschwanstein-Stil Schampus kredenzen zu lassen. Kurz darauf entblödete sich ein früherer Betreiber der Edeldisco P1 nicht, einen "After-Wiesnclub" zu eröffnen, der den bescheuerten Namen "Bussi Bussi Bavaria" trug. Als hätte Helmut Dietl schlecht geträumt.
Wo bleibt das Positive? Ganz einfach: Der Münchner ist gar nicht so deppert, wie viele glauben. Die Contenance-Idee war selbst den nicht sehr geschmackssicheren Münchner Millionären zu billig. Er wurde praktisch nie gebucht, und der Betreiber versucht jetzt händeringend, den Pöbel in seinen Kitschkeller zu locken. Bussi Bussi Bavaria aber war schon nach ein paar Wochen pleite. Zwar gibt es immer noch genug Menschen hier, denen man jede Kasperliade als Kunst-Event verkaufen kann und ein paar Schubkarren Sand als Kulturstrand. Aber das ist in Köln, Hamburg oder Berlin ja auch nicht anders. Insofern, Münchner: Kopf hoch, so schlimm sind wir gar nicht!