Münchner Vogelkunde (10):Der Spatz

Lesezeit: 2 min

Die Zukunft des Spatzen sieht heutzutage alles andere als rosig aus. Der Bestand hat sich dramatisch verringert.

Astrid Becker

Was waren das doch für Zeiten, in denen jedes Kind diesen Vogel schon an seinem Getschilpe erkennen konnte! Die Rede ist vom Haussperling, der allerdings mehr unter dem Namen "Spatz" bekannt ist. Dieser Vogel war sogar so berühmt, dass noch heute Menschen ihre Partner oder Mütter ihre Kinder liebevoll mit seinem Namen bedenken.

Der Spatz erbeutet nur was möglichst dick, groß und unbeweglich ist. (Foto: Foto: Schulze/oh)

Dabei sieht die Zukunft des Spatzen heutzutage alles andere als rosig aus. In München beispielsweise - einer einstigen Spatzenhochburg - hat sich sein Bestand dramatisch verringert. Aktuellen Auswertungen des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) zufolge besteht ein Spatzentrupp im Zentrum der Stadt nur mehr aus drei Spatzen, in den ländlicheren Regionen Oberbayerns sind es dagegen noch rund zehn Tiere im Trupp. Pro Meldung, die beim LBV eingeht, werden statistisch sogar in der Innenstadt nur mehr 0,47 Spatzen gesichtet.

Vor allem zwei Faktoren haben dem städtischen Spatzen wohl das Leben schwer gemacht: Im Zuge der hiesigen Sanierungswelle verschwanden seine bevorzugten Nistplätze, wie alte Dachrinnen und dergleichen. Zudem ist München für Spatzen offenbar "zu gepflegt"- zumindest ist der Wildwuchs an Kräutern und Strauchpflanzen in einem Maß eingedämmt worden, das es diesen Vögeln unmöglich macht, die für sie so wichtigen Sämereien zu finden.

Mit diesen Pflanzen verschwindet jedoch zunehmend auch eine weitere Leibspeise der Haussperlinge: die "dicken Brummer" unter den Insekten. Denn nur was möglichst dick, groß und unbeweglich ist, kann der Spatz erbeuten. Denn diese Vogelart gehört nicht gerade zu den geschicktesten Insektenjägern.

Der Mensch wird also zunehmend mehr zum Feind des Spatzen. Das ist schon allein insofern unfair, weil der Haussperling die Gesellschaft von Menschen durchaus zu schätzen weiß. Aus dem Alpenraum ist beispielsweise bekannt, dass Spatzen die Hütten im Winter just dann verlassen, wenn auch der Mensch geht. Zudem lassen sich Spatzen leicht vom Menschen zähmen und fressen dann sogar aus der Hand.

Eine Eigenschaft, die der Mensch in der Vergangenheit jedenfalls noch zu schätzen wusste. Zumindest wollten einst Auswanderer in der Ferne nicht auf Spatzen verzichten und haben sie kurzerhand in der gesamten Welt verbreitet.

Trotzdem stehen die vorwitzigen Gesellen in Deutschland, - die man lange Zeit wegen ihrer speziellen Körperpflege zur Parasitenabwehr, nämlich ausgiebig im Sand zu baden, für "Dreckspatzen" gehalten hat, - mittlerweile auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten.

Um sie zu retten, bittet der LBV im Rahmen der "Kleinen Münchner Vogelkunde" - einem Gemeinschaftsprojekt von LBV, Tierpark Hellabrunn und SZ - darum, Brutplätze zu melden. Meldebögen gibt es unter info@lbv-muenchen.de.

© SZ vom 30.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: