Münchner Gesundheitspreis:Geld, Anerkennung und ein wenig Ruhm

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Die Projekte "Gorilla Deutschland" und "THEA mobil" hoffen, durch den erstmals verliehenen Gesundheitspreis der Stadt noch bekannter zu werden

Von Robert Meyer

Ein Saal voller Gäste in schwarzen Anzügen und schicken Kleidern, zwischen ihnen drei Menschen mit neongrünen T-Shirts, auf denen ein illustrierter Gorilla prangt. Sie scheinen mit ihren Outfits, die wie Fußballtrikots anmuten, nicht so recht auf den Gala-Abend in der Alten Akademie zu passen. Doch am Ende steht das Team von "Gorilla Deutschland" als einer der Gewinner des Abends fest - und Tobias Kupfer kann die Trophäe mit dem kleinen Männchen auf einem Sockel beim Abschlussfoto stolz in die Höhe strecken.

Der Stadtrat hat am Donnerstag erstmals den Münchner Gesundheitspreis vor knapp 140 geladenen Gästen verliehen, unter ihnen Medizin-Kabarettist Eckart von Hirschhausen, der einen Gastauftritt auf der Gala hatte. Mit der neuen Auszeichnung will die Stadt vorbildliche Gesundheitsprojekte mit Signalwirkung auszeichnen. 55 Bewerbungen gingen ein, sechs kamen in die engere Auswahl für die beiden Kategorien. "Gewinner ist auf alle Fälle die Münchner Gesellschaft", sagt Bürgermeister Josef Schmid (CSU), denn sie profitiere von den Projekten. Schmid zog die beiden Sieger in Oscar-Manier aus einem Briefumschlag. Die Initiativen dürfen sich über jeweils 5000 Euro Preisgeld freuen, da sie aus Sicht der Juroren besonders innovativ sind.

In der Kategorie "Kinder- und Jugendgesundheit" gewann das Projekt von "Gorilla Deutschland". Mit Freestyle-Sportarten wie Breakdance, Skateboard oder Parcour will das Programm jungen Menschen ein Bewusstsein für Bewegung und Ernährung verschaffen. 100 Profis gehen mit Events und Workshops an Münchner Schulen. "Wir reißen uns echt den Arsch auf", sagte Tobias Kupfer, der den Preis gemeinsam mit Nadine Kupfer und Martina Stowasser entgegennahm. Es sei schwer, die Kids noch zu motivieren, aber mit Freestyle-Sport ist das seiner Meinung nach doch möglich.

Der zweite Preisträger des Abends in der Kategorie "Gesund im Alter" war "THEA mobil" des Frauen-Therapie-Zentrums, Stadtteilarbeit e.V. und Mutabor. Das Projekt berät und behandelt ältere Frauen, die aufgrund von Erkrankungen ihre Wohnungen nicht mehr verlassen können. Manch eine Patientin wohnt im vierten Stock ohne Aufzug - ihnen möchte das Projekt ermöglichen, den Alltag trotzdem eigenständig zu bewältigen. "Wir hoffen, dass wir mit diesem Preis noch bekannter werden", sagte Adriana Backhaus, eine der Ergotherapeutinnen des Projekts. "Außerdem wollen wir dafür sensibilisieren, dass ältere Menschen in der Gesellschaft mehr erreichen können, als sie manchmal selbst glauben", ergänzte Verena Weiler, die gemeinsam mit Adriana Backhaus die Auszeichnung entgegennahm.

Den Anstoß für den neuen Preis gab Umwelt- und Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs. Als sie vor drei Jahren ihr Amt angetreten hat, "gab es den Umweltpreis, aber keinen Gesundheitspreis". München sei aber im Gesundheitsbereich "eine so lebendige Stadt", deren Initiativen "auch mal gezeigt werden" müssen, findet Stephanie Jacobs. Der Preis wird von sofort an alle zwei Jahre abwechselnd mit dem Umweltpreis verliehen. In Zukunft soll laut Jacobs nicht nur das Thema Gesundheit, sondern auch der Pflegeaspekt eine größere Rolle bei der Verleihung spielen. Auch Eckart von Hirschhausen zeigte sich begeistert von den vielen innovativen Projekten. Allerdings wies ausgerechnet der Kabarettist in seinem Gastauftritt auf die vielen Probleme der Gesundheitsbranche hin: dass finanzieller Gewinn oft über dem Wohl des Patienten steht. Dass die Distanz zwischen Ärzten und Patienten wächst. Dass arme Menschen auch in einer reichen Stadt wie München einen schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Die Herausforderungen im Gesundheitssystem sind groß, und auch im Kleinen gibt es noch viel zu tun. Das Preisgeld soll wieder in die ausgezeichneten Projekte fließen, damit sie bekannter werden und wachsen können. "Es braucht extrem viel Zeit, bis so ein Projekt richtig läuft", sagt Tobias Kupfer von "Gorilla Deutschland": "Jetzt fängt's erst richtig an."

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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