Münchner Forum für Islam:Stadt verlangt 4,4 Millionen für Moscheegrundstück

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Bisher ist das Gemeindezentrum des Münchner Forums für Islam nur ein Modell. (Foto: Catherina Hess)
  • Das Grundstück an der Dachauer Straße, auf dem das Münchner Forum für Islam (MFI) ein Gemeindezentrum plant, kostet wohl etwa 4,4 Millionen Euro.
  • Für das Projekt rechnet das MFI insgesamt mit Kosten von 30 Millionen Euro.
  • Die Finanzierung ist nach wie vor unklar - das MFI hofft auf einen Großspender.

Von Bernd Kastner

Jetzt wissen sie schon mal, wie groß der Topf ist, den sie mit Geld füllen müssen, um ihn dann ins Rathaus zu tragen: Er hat Platz für ziemlich genau 4 425 000 Euro. So viel verlangt die Stadt München für das Grundstück an der Dachauer Straße, auf dem das Münchner Forum für Islam (MFI) eine repräsentative Moschee samt Gemeindezentrum bauen will. Allein, von diesen Millionen haben Imam Benjamin Idriz und seine Mitstreiter erst einen kleinen Teil gesammelt, von den Baukosten, die ein Vielfaches betragen werden, ganz zu schweigen.

Mit gut 30 Millionen Euro Gesamtkosten rechnet das MFI. An den Rand des Kreativquartiers will der Verein ein Gemeindezentrum bauen, das neben dem Gebetsraum für 800 Muslime auch eine Bibliothek, ein Museum, Akademieräume und einen für alle Bürger offenen Andachtsraum umfasst, einen öffentlichen Platz sowie Restaurant und Café. Der erste Entwurf des Architekten Alen Jasarevic mit seiner raffiniert gestalteten Fassade stieß in der Öffentlichkeit auf breite Zustimmung.

In ein paar Jahren könnte es teurer werden

Das Kommunalreferat wollte die vom MFI genannte Summe von rund 4,4 Millionen Euro nicht bestätigen, da man Verkaufspreise städtischer Grundstücke grundsätzlich nie veröffentliche, erklärt eine Sprecherin. Der dem MFI mitgeteilte Preis sei "unverbindlich" und basiere auf einem Gutachten, das den aktuellen Wert spiegele, soll heißen: Käme der Verkauf erst in ein paar Jahren zustande, könnte es teurer werden.

Damit aber ist nicht zu rechnen, denn viel Zeit bleibt dem MFI nicht mehr, um das Geld für die gewünschte Fläche auf den Tisch zu legen: Bis Ende des Jahres müsse die Finanzierung des Projekts stehen, länger könne das 3000 Quadratmeter große Grundstück nicht reserviert werden. Das habe der Ältestenrat entschieden, und das habe Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) so dem MFI übermittelt, schreibt Idriz im aktuellen Newsletter des Vereins.

Der Imam bleibt weiter optimistisch, bald einen Großspender zu finden, ohne den das Gemeindezentrum nicht zu finanzieren sei: "Die Hoffnung ist immer noch da." Jenseits dessen habe man Zusagen für etwa 1,5 Millionen Euro zusammen, darunter eine Million, die ein Unternehmer aus Abu Dhabi versprochen habe. Im zurückliegenden Ramadan habe man zudem mehr als 100 000 Euro von Münchner Bürgern gespendet bekommen, berichtet Idriz.

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Hoffnung auf eine Spende aus Oman

Auch andere muslimische Gemeinden, etwa die indonesische, machten Werbung für das MFI-Projekt und sammelten Geld. Weiter warte man aber auf eine Großspende von vielen Millionen Euro, die laut der MFI-Aktiven wohl nur aus einem der reichen Golfstaaten zu erwarten sei. Nachdem man jahrelang auf das öffentlich sehr umstrittene Emirat Katar gesetzt hatte, hofft das MFI nun auch auf Oman.

Gestalt nimmt inzwischen das Kuratorium des MFI an. Das Gremium soll die Arbeit des Vereins begleiten, inhaltliche Anstöße geben und es nach außen repräsentieren. Als Gründungsmitglieder haben laut Imam Idriz der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Alois Glück, Stadtrat Marian Offman (CSU) und Großmufti Emeritus Mustafa Ceric, der Präsident des Bosniakischen Weltkongresses, zugesagt. Angefragt habe Idriz auch bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), auf Antwort warte er noch.

Während der finanzielle Durchbruch für das Moschee-Projekt noch nicht gelungen ist, erweist sich das provisorische MFI-Gemeindezentrum an der Hotterstraße als Erfolg. Es hat sich innerhalb weniger Monate zum muslimischen Zentrum in der Innenstadt entwickelt, in dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Zum Freitagsgebet kommen jeweils etwa 200 Gläubige. Jedes Wochenende besuchten zudem Dutzende Jugendliche, Studenten und Akademiker das alte, aber frisch renovierte Haus neben der ehemaligen "Hundskugel".

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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