Münchner Bank:Zu den Kunden

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Raus mit ihnen: Die Münchner Bank versetzt nach eigenen Angaben Mitarbeiter aus ihrer Zentrale am Arabellapark in die Filialen. (Foto: Imago)

Die Münchner Bank muss sparen, will aber keine Filialen schließen, sondern verkleinert stattdessen ihre Zentrale. Ein neuer, digitaler Bezahldienst soll Paypal Konkurrenz machen und dem Institut helfen, profitabel zu bleiben

Von Katja Riedel

Die Filialen, sagt Sandra Binder, die seien ihr so lange heilig, wie sie auch den Kunden heilig seien. Es ist ein Statement in einer unsicheren Zeit, in der die gesamte Bankenbranche schwerwiegende Entscheidungen darüber treffen muss, was ihre Kunden eigentlich wünschen: heute und in fünf, in zehn Jahren. Binder ist die neue Frau im Vorstand der Münchner Bank. Sie sitzt an diesem Dienstag im fünften Stock der Münchner-Bank-Zentrale, im kleinen Bankenviertel am Arabellapark. Bei der Münchner Genossenschaftsbank verantwortet sie nun nicht weniger als die Zukunft ihrer Bank mit: Und die steht in Zeiten des digitalen Wandels gerade vor tief greifenden Veränderungen.

"Münchner Bank 2020" heißt das Konzept, mit dem die Bank profitabel bleiben will : trotz harter Konkurrenz durch das Internet, die Direktbanken, und trotz niedriger Zinsen, die nicht nur Privatleuten, sondern auch den Bankern Sorgen machen. Die Münchner Bank hat sich dafür entschieden, auf die Nähe zum Kunden zu setzen und, anders als etwa die Hypo Vereinsbank, deshalb keine Filialen zu schließen. Häuser, deren Standorte nicht optimal seien, sollten allenfalls in benachbarte Gebäude umziehen, damit sie sich künftig besser rechnen. Zwar soll die Bank in fünf Jahren weniger als die heute 632 Mitarbeiter haben - jedoch nicht in den Filialen. "Wir haben zuletzt Mitarbeiter aus der Zentrale in die Filialen versetzt - und nicht zu wenige", sagt Binder. Seit Anfang des Monats soll es dort wieder mehr Berater geben - auch Spezialisten, für Bausparen oder Vermögenbildung etwa; für solche Beratungen mussten Kunden bisher Termine in der Zentrale vereinbaren. Fas hält man nun, in den neuen Zeiten, für nicht mehr kundenfreundlich genug

Doch die Bank muss sparen. Das will sie nicht nur, indem sie freiwerdende Stellen nur in Einzelfällen nachbesetzt. Zudem sollen interne Abläufe vereinfacht werden, ja auch die Produkte einfacher werden. "Wir brauchen ja nicht 15 verschiedene Sparbücher anzubieten, wenn es überall kaum Zinsen gibt", nennt Sandra Binder ein Beispiel.

Damit setzt die Münchner Bank auf ein ähnliches Konzept wie die Stadtsparkasse München, die ebenfalls angekündigt hatte, den kostenlosen Konten der Direktbanken und manchem Guthabenversprechen der digitalen Konkurrenz mehr Service, mehr Beratung, ja ganz persönliche Nähe entgegenzusetzen.

Den digitalen Wandel will die Münchner Bank parallel zum Filialkonzept vorantreiben, schon bald stehen zwei wichtige Schritte an: Noch in diesem Jahr soll eine virtuelle Filiale im Internet eröffnen. Gemeinsam mit den Partnern aus dem Genossenschaftsverband Bayern arbeiten die Münchner zudem an einem digitalen Bezahldienst, der eine Alternative zu Paypal bieten soll - und bei der die Daten anders als bei dem großen Vorreiter in Deutschland bleiben. Dieser Konkurrent soll bereits im Weihnachtsgeschäft verfügbar sein, sagt Peter Heinrich, der im Herbst seinen Chefposten im Vorstand an Wilfried Gerling abgeben wird.

Er übergibt das Haus mit 53 Standorten, mit 110 000 Kunden, 48 000 Genossenschaftsmitgliedern - und mit einem Ergebnis, mit dem er angesichts des schwierigen Zinsumfeldes und der großen Zukunftsfragen doch zufrieden ist. Die Münchner Bank schließt 2014 mit einer Bilanzsumme von 3,3 Milliarden Euro ab, mit einem Gewinn von knapp 15 Millionen Euro und mit der Hoffnung, dass sich 2015 weniger "anspruchsvoll" für die Bankenwelt zeigt als das Vorgängerjahr.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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