Werkstudent angeklagt:Datenklau bei Eon-Tochter

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Ein Werksstudent soll bis zu 700.000 sensible Kundendaten der Eon-Tochter "E wie einfach" geklaut haben - um dann das Unternehmen damit zu erpressen. Jetzt droht ihm eine lange Haftstrafe.

Christian Rost

Eine Tochter des Münchner Strom-Konzerns Eon ist Ziel einer groß angelegten Erpressung geworden. Ein Werkstudent hat laut Münchner Staatsanwaltschaft voriges Jahr bei "E wie einfach" in Köln bis zu 700.000 Kundendaten heimlich kopiert und zusammen mit drei Komplizen dem Unternehmen gedroht, die Daten an einen Konkurrenten zu verkaufen oder sie den Medien zuzuspielen.

Ein 30 Jahre alter Mann hat laut Anklage in seiner Zeit als Werkstudent bei der Eon-Tochter "E wie einfach" sensible Kundendaten kopiert - und wollte den Konzern damit erpressen. (Foto: dpa)

Der 30-jährige Student muss sich am kommenden Mittwoch vor der 20. Strafkammer am Landgericht München I wegen Diebstahls und versuchter Erpressung in einem besonders schweren Fall verantworten. Seine drei mutmaßlichen Helfer aus Berlin sind als Mittäter angeklagt. Schwerer Diebstahl wird mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft, die Erpressung mit bis zu fünf Jahren.

Fälle von Datenklau können einen enormen Imageschaden bei Unternehmen verursachen. Der Eon-Konzern hat die Drohungen des Datendiebs und seiner Helfer deshalb sehr ernst genommen. Von Januar bis September 2009 war Simon B. als Werkstudent bei der E wie einfach Strom und Gas GmbH in Köln im Marketing beschäftigt. Dort sollte er Kundenlisten mit dem Datenbestand abgleichen. Zu diesem Zeck erhielt er Zugriff auf einen Großteil des gespeicherten Kundendatenbestandes.

Kurz vor Ende seiner Tätigkeit soll B. eine Datei mit 600.000 bis 700.000 Kundendaten und einem Volumen von 800 Megabyte auf einen USB-Stick kopiert und diesen mit nach Hause genommen haben - in der Absicht, Eon mit dem Material zu erpressen.

Laut Anklage tat sich der Student in den folgenden Wochen mit dem 36-jährigen Berliner Andrej N. zusammen. N. war bis Februar 2010 ebenfalls bei der Kölner Eon-Tochter als selbständiger Berater im Vertrieb tätig. Ihm wird vorgeworfen, von einem 33-jährigen und einem 34-jährigen Berliner Bekannten ein anonymes Online-Konto übernommen zu haben, um die Erpressungssumme von 800.000 Euro einstreichen zu können. Die ursprünglichen Kontoinhaber wussten angeblich von der beabsichtigten Erpressung und sollten für ihre Dienste 250.000 Euro bekommen.

Im Februar 2010 hat Simon B. laut Anklage mit Mütze und Schal vermummt ein Internetcafé in Aachen aufgesucht und per E-Mail das erste Erpresserschreiben an Eon geschickt. Er soll zunächst 750.000 Euro gefordert, die Summe aber erhöht haben, als der Konzern nichts überwies. Eon drängte auf eine Übergabe von Bargeld. In weiteren Mails und Briefen soll der Student dem Unternehmen eine Kostprobe seines Diebesguts geschickt haben, so einen sechsseitigen Ausdruck von Kundendaten. Als sich Eon trotzdem nicht auf eine Überweisung des Geldes einließ, setzte B. eine letzte Frist für den 12. März 2010. Fünf Tage später wurden die vier Männer festgenommen.

© SZ vom 29.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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