Olympia-Bewerbung:Grüne gegen Grüne

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Für die Grünen im Landtag steht fest: Sie sind gegen die Olympia-Bewerbung der Stadt. Ihre Parteifreunde im Rathaus sehen das ganz anders.

Dominik Hutter

NOlympia? OlympiJA! Was die Grünen auf Landesebene torpedieren, wollen ihre Parteifreunde im Münchner Stadtrat nun per Internet retten: die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018. " OlympiJA.de" heißt die am Dienstag freigeschaltete Webseite, auf der die Grünen-Stadträtinnen Sabine Krieger und Jutta Koller die Anti-Olympia-Argumente aus der eigenen Partei zu widerlegen versuchen. "Es gibt trotz aller Probleme gute Gründe, dabeizubleiben", findet Krieger - eine Position, die von ihrer Fraktion einhellig unterstützt wird.

Die Grüne Basis ist gegen eine Olympiabewerbung. Doch die Stadtratsfraktion will "Nein" ignorieren. (Foto: Stephan Rumpf)

Krieger ist fest davon überzeugt, dass das Münchner Olympia-Konzept auch für Umweltschützer akzeptabel ist. "Unsere Seite richtet sich daher auch an Grüne", betont sie. Man wolle den Skeptikern beweisen, dass Aspekte wie der Beitrag zur Völkerverständigung, das Umweltkonzept oder der Bau neuer Wohnungen im Olympischen Dorf die Nachteile bei weitem überwiegen. Letztlich komme es jedoch auf die Grundeinstellung zu sportlichen Großereignissen an. Wer Olympische Spiele prinzipiell ablehne, sei auch durch die stichhaltigsten Argumente nicht zu überzeugen, erklärt Krieger.

Mit dieser Spitze dürfte der Parteifreund Ludwig Hartmann gemeint sein. Krieger hatte den Landtagsabgeordneten und Sprecher der Initiative "NOlympia" bereits im Juni öffentlich der Kategorie "sportlich nicht interessierter Politiker" zugeordnet - was dieser als "Unverschämtheit" zurückwies.

Auch diesmal ist Hartmann nicht begeistert über den Dolchstoß aus München, der allerdings "nichts greifbar Neues" zu bieten habe. "Da hätte ich mir mehr erwartet", ätzt er, und das Motto "OlympiJA" sei ja wohl auch reichlich unkritisch geraten. Grün gegen Grün also: Hartmann weiß die grüne Landtagsfraktion und den Landesverband hinter sich. Die Stadtratsfraktion dagegen beruft sich auf Bundespolitiker wie die Parteivorsitzende Claudia Roth, die auch Mitglied im Kuratorium "München 2018" ist, oder Winfried Hermann, den sportpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion.

Auch Michael Vesper, Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbunds, ist Grüner und Olympia-Befürworter. "Mich irritiert, dass über ein großes Sportfest mit so viel Schaum vorm Mund debattiert wird", erklärte er in einem SZ-Streitgespräch. Schließlich sei es eine "faszinierende Idee, nach vier Jahrzehnten wieder Olympische Spiele in Deutschland zu veranstalten". Vespers Diskussionspartner Hartmann, hält das Konzept dagegen für "nicht mehr zeitgemäß". Die Winterspiele seien für den Austragungsort Garmisch-Partenkirchen ökologisch wie ökonomisch von Nachteil.

In Garmisch wird derweil erneut über ein Ratsbegehren diskutiert - also eine vom Stadtrat eingeleiteten Bürgerabstimmung, mit der ein für allemal über die umstrittene Olympiabewerbung entschieden werden könnte. Bei den schwierigen Grundstücksverhandlungen mit den Garmischer Bauern gibt es derzeit offenbar keine Neuigkeiten.

Allerdings sind nach Auskunft von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) ohnehin nur etwa 30 Prozent der benötigten Flächen in Privatbesitz. Nach SZ-Informationen ist es theoretisch denkbar, die Olympischen Spiele auch ohne die strittigen Grundstücke zu veranstalten. Dann jedoch müssten die Gebäude des sogenannten Snow-Village umgeplant werden - sie würden höher und stünden enger beieinander. Was vermutlich in Garmisch eine Stadtplanungsdebatte auslösen würde.

© SZ vom 04.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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