Oberbiberg:Der Rosi, die Baghwans und ein neuer Kinofilm

Urschrei-Therapie und Yoga in der bayerischen Provinz: Erfolgsregisseur Marcus H. Rosenmüller ist zurück in Oberbiberg.

Am nördlichen Ortseingang von Oberbiberg stören Farbtupfer in Blech das idyllische Bild. Überall sind Autos geparkt und in der Einfahrt zum ersten Hof stehen weiße Kleinbusse mit der Aufschrift "Film-Equipment". Die pittoreske Aura des kleinen Dorfes wird mal wieder für Dreharbeiten genutzt - es ist nicht der erste Kino- oder Fernsehfilm, der hier entsteht.

Oberbiberg, Dreharbeiten in einem seit Jahrzehnten leerstehenden Gehöft, der Film Orange von Marcus H. Rosenmüller,

Nach dem Kandlerwirt der Schlosserhof (Bild): Regisseur Marcus H. Rosenmüller dreht gerne im Oberhachinger Ortsteil Oberbiberg.

(Foto: Angelika Bardehle)

An diesem Dienstag wuselt es besonders, denn der Bayerische Rundfunk hat zum Pressetermin eingeladen, und zahlreiche Medienvertreter sind erschienen. "Ja, wenn der Rosi dreht, ist was los", sagt eine der Medienbetreuerinnen. Rosi, das ist Marcus H. Rosenmüller, der hier seinen neuen Film "Orange" inszeniert - eine Culture-Clash-Komödie, wie es im Pressetext heißt. Es geht um eine Gruppe Berliner Sannyasins, die Anfang der 80er in die bayerische Provinz zieht und dort naturgemäß auf allerlei Vorbehalte trifft.

Im Mittelpunkt steht die Bhagwan-Anhängerin Amrita (Petra Schmidt-Schaller) sowie ihre beiden Kinder Lili (Amber Bongard) und Fabian (Béla Baumann). Dabei spielt aber nicht nur der Konfikt zwischen den in Orange gewandeten, Urschrei-Therapie und Yoga praktizierenden Fremden und den konservativen Dorfbewohnern eine Rolle, sondern auch die Sehnsucht der Kinder nach Normalität und Freunden unter den Nachbarn.

Das Drehbuch hat Ursula Gruber geschrieben, basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen, die sie in einer Bhagwankommune Anfang der 80er in Hohenschäftlarn gemacht hat. "Die Leute vor Ort waren eher distanziert oder hatten sogar Angst", sagt sie. Ihr Bruder Georg, der den Film mitproduziert, erklärt: "Bhagwan war in der Öffentlichkeit der Sex-Guru." Auch er sehnte sich damals eher nach einem normalen Leben, die Neigung zum Spirituellen war bei den Geschwistern nie so ausgeprägt wie bei der Mutter.

Gleichwohl betont Georg Gruber: "Es geht nicht um Abrechnung, es ist ein versöhnlicher Film." Für Rosenmüller, der die Gäste in charmant-bairischem Timbre begrüßt ("Habe d'Ehre"), ist es nicht der erste Dreh in Oberbiberg. Teile seines Erfolgsfilms "Wer früher stirbt, ist länger tot" sind hier entstanden. Diesmal ist es aber nicht der Kandlerwirt, der als Kulisse genutzt wird, sondern der Schlosserhof, ein Ensemble von Holzstadln, Tennen und einem eindrucksvollen Wohnhaus.

Das ehemalige Haus der Grubers in Schäftlarn steht mittlerweile nicht mehr, aber von der Filmlocation in Oberbiberg sind beide begeistert. "Es war Zufall, dass wir hier gelandet sind. Das Haus hat einer alten Dame gehört und stand 40 Jahre lang leer. Sie ist letztes Jahr gestorben und der neue Besitzer hat sich dann auf eine Anzeige von uns hin gemeldet."

Ob Kandlerwirt oder anderer Schauplatz - die Oberbiberger sind an Dreharbeiten gewohnt. Während der Takes stören keine Zaungäste. Im Film, der im Sommer 2011 in die Kinos kommt, werden aber auch einige Dorfbewohner als Komparsen auftreten.

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