München: Diebstahl bei BMW:Gestohlene Autositze auf Bestellung

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"Ein ausgeklügeltes Betriebssystem": Die Mitarbeiter, die bei BMW Bauteile gestohlen haben sollen, ließen die Teile offenbar mittels fingierter Aufträge herstellen. Die Polizei spricht von einer Schadenshöhe von bis zu drei Millionen Euro.

Susi Wimmer

Bei BMW wurde offenbar auf Bestellung gestohlen. Die beiden Mitarbeiter, die als Haupttäter unter Verdacht stehen, hatten sich nach Angaben der Polizei ein "ausgeklügeltes Betriebssystem" aufgebaut: Je nach Ausstattungswunsch ihrer internationalen Kundschaft ließen sie mittels fingierter Aufträge die Teile bei BMW fertigen, anschließend wurden die Produkte mit dem Vermerk "Musterstück für Qualitätskontrolle" aus der Fertigung genommen und aus dem Werk geschafft.

Die BMW-Mitarbeiter, die Bauteile gestohlen haben sollen, haben sich laut Polizei ein "ausgeklügeltes Betriebssystem" aufgebaut. (Foto: lok)

Die Polizei spricht mittlerweile von einer Schadenshöhe von mehr als "zwei bis drei Millionen Euro". Bisher geht die Polizei davon aus, dass die Diebe seit mindestens eineinhalb Jahren aktiv waren. Da einer der Mitarbeiter seit gut 30 Jahren bei BMW beschäftigt ist, sei nicht auszuschließen, dass die Bande bereits seit Jahren ihr Unwesen getrieben habe.

Als mutmaßliche Haupttäter nennt die Polizei einen 44-Jährigen, der seit 2004 unter anderem in der Qualitätskontrolle tätig war, sowie einen 54-jährigen BMW-Mitarbeiter. Der eine stammt aus dem Kreis Freising, der andere aus dem Kreis Fürstenfeldbruck. Mit im Boot war ein 45-Jähriger aus dem Kreis Freising, der bei einem Zulieferunternehmen für BMW tätig war.

Wie es die mutmaßlichen Täter geschafft haben, die mittels ihrer fingierten Produktionsaufträge hergestellten Autositze aus dem Werk am Münchner Petuelring zu transportieren, müsse die Polizei noch ermitteln, sagte Kriminaloberrat Robert Weber. Offenbar haben sie eine Lücke im Sicherheitssystem der Firma entdeckt.

Das Geld, das das Trio durch die Verkäufe der BMW-Originalteile erwirtschaftete, transferierten die mutmaßlichen Täter über die Bankkonten unbeteiligter, jedoch eingeweihter Personen ins Ausland, hauptsächlich in die Türkei, wie Robert Weber sagt. Bislang wurden 18 Tatverdächtige kurzzeitig festgenommen, welche die mutmaßlichen Diebe bei der Lagerung, dem Transport, dem Verkauf und den Geldtransaktionen unterstützt haben sollen.

Insgesamt durchsuchte die Polizei 21 Privat- und Gewerbeobjekte in den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Freising und Dachau sowie in Nordbayern. Da die Polizei von einem Millionenschaden ausgeht, wurden "dingliche Arreste gegen die drei Hauptverdächtigen erwirkt, teilweise im sechsstelligen Bereich", erklärte Weber. Das heißt, dass das Privatvermögen der Verdächtigen eingefroren wurde.

Im Laufe der Zeit hatte sich die Bande laut Polizei ein gut funktionierendes Vertriebssystem aufgebaut. "Wie andere Unternehmen", so Weber, sei die Diebesbande bemüht gewesen, die Lagerhaltungskosten gering zu halten. Das heißt, sie arbeiteten auf Bestellung und lagerten das Diebesgut nur kurz zwischen oder lieferten direkt aus. Teilweise soll es Platzprobleme gegeben haben, "da standen die Autositze schon mal in der Wohnung".

Neben Autositzgarnituren zum Stückpreis von rund 7000 Euro klauten die Beschäftigten auch Zubehör im großen Stil. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei beispielsweise über 1000 Ledersitzbezüge zum Stückpreis von 700 Euro. Die drei mutmaßlichen Haupttäter sitzen in Haft, sie sind nach Angaben von Weber teilweise geständig.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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