Wenig Übernachtungen:Zurückhaltend

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Das Erzbistum nennt erstmals Zahlen zur Auslastung seines Gästehauses in Rom

Von Jakob Wetzel

Zuletzt war eine Gruppe Alleinerziehender mit ihren Kindern zu Gast: Sie besuchten mehrere Kirchen, sahen sich die Engelsburg an, fuhren ans Meer und bekamen gar im Vatikan eine Audienz bei Papst Franziskus. Auch Schüler einer zehnten Klasse, die sich an ihrer Schule für mehr Religionsunterricht eingesetzt hatten, durften bereits in der "Casa Santa Maria" übernachten, dem "Haus der Begegnung" des Erzbistums München und Freising in Rom. Eine Frauengruppe aus der Pfarrei Sankt Georg aus Aßling bei Ebersberg war dort, ebenso Kirchenfunktionäre und Mitglieder des Diözesanrats. Und eine Gruppe von Polizeiseelsorgern verbrachte ihre Besinnungstage in dem neuen Haus. An vier von fünf Tagen steht das Gebäude allerdings bislang noch leer.

Seit zweieinhalb Jahren betreibt die katholische Kirche ein eigenes Gästehaus an der Viale delle Medaglie d'Oro in Rom, drei Kilometer nördlich des Vatikanstaats. Etwa 14 Millionen Euro hat das Erzbistum netto für Kauf und Umbau des Gebäudes ausgegeben. Man wolle ein neues Angebot für die Menschen schaffen, hieß es: Seit dem Pontifikat von Benedikt XVI. habe das Interesse an Rom und an der Weltkirche im Erzbistum deutlich zugenommen. Dennoch war die Investition umstritten: Kritiker fragten, ob das Geld in sozialen Projekten daheim nicht besser angelegt wäre - und dann brach auch noch der Skandal um den früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und seine teure Residenz über die Kirche herein. Überall keimte der Generalverdacht, die Kirche predige Armut, lebe aber im Luxus. Und in München wurde die Frage laut: Ist dieses Haus in Rom wirklich nötig?

Direkt lässt sich diese Frage schwer beantworten. Jetzt aber kann die Kirche zumindest erste Zahlen nennen. Das Haus sei zuletzt zu 20 Prozent ausgelastet gewesen, teilt sie mit. Für 2017 rechne man mit immerhin 22 Prozent. "Die Einrichtung entwickelt sich noch", sagt ein Sprecher des Erzbistums. Es gehe der Kirche aber auch gar nicht darum, die Zimmer um jeden Preis zu füllen, die "Casa Santa Maria" sei schließlich kein Hotel. Externe Gäste könnten das Haus nicht buchen. Die Kirche verfolge inhaltliche Ziele.

Langfristig will das Erzbistum das Haus zu etwa 40 Prozent auslasten. In weiteren zweieinhalb Jahren soll es dann so gut belegt sein, dass es sich selbst trägt, heißt es. Schon jetzt hat das Erzbistum das Haus an eine eigene Stiftung übertragen, der es bislang noch Geld überweist, die aber später eine schwarze Null schreiben soll. Wobei das nicht missverstanden werden darf: Die Kirche wird das Gästehaus auch künftig bezuschussen, allerdings indirekt: Sie wird die Reisenden fördern, die in Rom übernachten wollen. Und das ist mehr als eine Frage der Buchung: Es heißt, dass es genügend Gäste geben, dass das Haus also seinen Zweck erfüllen muss.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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