München von gestern:Ein Bild von einer Stadt

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In der Nacht auf den 18. November 2010 startete Google Street View in 20 deutschen Städten. Die Bilder der sogenannten Spycars zeigen an vielen Stellen ein München, das so gar nicht mehr existiert

Von Silke Lode

Der Google-Dienst Street View hat innerhalb von fünf Jahren eine bemerkenswerte Karriere hingelegt: Aus dem futuristischen Spielzeug für Internet-Geeks wurde eine virtuelle Wunderkiste für Nostalgiker. In der Nacht auf den 18. November 2010 hat Google den Dienst für die 20 größten Städte Deutschlands ins Netz gestellt. Die Vorarbeiten haben gut zwei Jahre gedauert, im Juli 2008 hat der Konzern begonnen, sämtliche Straßen Münchens abzufotografieren. Die meisten Münchner sind irgendwann den sogenannten Spycars begegnet, die alle Straßen abfuhren und mit einer Kamera auf dem Dach alle zehn Meter 360-Grad-Bilder geschossen haben. Zusammengefügt ist aus dem Datenmaterial ein (fast) kompletter Stadtrundgang geworden, der sich ganz bequem von jeder Couch und von jedem Schreibtisch aus unternehmen lässt.

Bei Street View gibt es keinen Regen und keine Staus, aber auch keine Gesichter, keine Kfz-Kennzeichen und selbst so manches Gebäude ist mit Pixeln unkenntlich gemacht, weil Eigentümer oder Mieter auf ihr Datenschutzrecht gepocht haben. Wer auf Googles Stadtplandienst das gelbe Männchen rechts unten aus der Ecke holt und damit Street View aktiviert, der sieht aber auch eine Stadt, in der die Zeit stehen geblieben ist. In diesem München gibt es noch Schlecker-Filialen und die Schwabinger 7. Dafür klafft an der Hansastraße, wo heute das ADAC-Hochhaus in den Himmel ragt, eine Baugrube; die Metro an der Leopoldstraße musste dem Schwabinger Tor weichen. Alles nur sieben Jahre her. Wer das Gefühl hat, München sei eine bräsige Stadt, in der sich gar nichts ändert, dem sei der virtuelle Ausflug nur empfohlen. Eile besteht übrigens keine: Google hat bislang keine Pläne, die Daten zu aktualisieren.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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