München:Keine Kunst ohne Handwerk

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Die Grundlagen des Zeichnens und Malens bringt der vor 20 Jahren gegründete Akthof Jungen wie auch Alten bei

Von Wolfgang Görl

Er hatte Witz und Charme, er konnte, wenn es ihm beliebte, auch saugrob sein und herrlich schimpfen, vor allem aber war er ein Künstler, der ungeachtet aktueller Moden seinen Vorstellungen folgte. Als Robin Page, Professor für Malerei und Grafik, 1998 in den Ruhestand ging, beglückte er die Presse mit einer Wutrede gegen München ("rich little city") und den allgemeinen Kunstbetrieb ("Mac-Guggenheim-Kultur"), was seiner Popularität in den Kneipen und anderen nichtakademischen Bildungsstätten rund um die Kunstakademie keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: Der Mann aus Kanada, der aussah wie einer der E-Gitarrengötter aus der Hippiezeit, war in der Maxvorstadt so bekannt wie ein bunter Hund, was er im gewissen Sinne auch war, denn er trug einen tiefblau gefärbten Vollbart und nannte sich "Bluebeard". Und es war fast unvermeidbar, dass er eines Tages Marianne Wübker begegnen würde, die sich ebenfalls in den einschlägigen Künstlerkreisen und -kneipen herumtrieb. Irgendwann in den Neunzigerjahren muss es gewesen sein, Wübker erinnert sich noch genau an die erste Begegnung: "Er saß da im Café mit einem irischen Dichter, und als ich kam, sagte er: ,Oh, oh, here comes trouble'." Nicht gerade die galanteste Begrüßung, mit der Zeit aber kam man dann bestens miteinander aus. Page, dessen Frau Carol und Wübker wurden Freunde, und eines Tages sagte der Blaubart: "Let's do something for the people." Der Satz war gleichsam der Startschuss für den Akthof, die private Kunstschule in der Türkenstraße, die in diesen Tag ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

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