Mordkommission ermittelt:Zwei Schüsse, ein Brand

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Feuerwehrleute entdecken bei einem Einsatz in einer Wohnung eine Leiche. Der Mann ist offenbar erschossen worden

Von Martin Bernstein

Es war ein schreckliches Bild, das sich den Feuerwehrleuten am Montagabend bot. Wegen eines Wohnungsbrandes waren sie zu einem fünfgeschossigen Mehrfamilienhaus in den Luganoweg gerufen worden. Keine große Sache also, erst recht, als die Brandbekämpfer nach Aufbrechen der Wohnungstür feststellten, dass der Schwelbrand lediglich auf ein einziges Zimmer beschränkt war. Umso größer dann das Entsetzen: In dem Raum lag eine männliche Leiche. Es handelte sich um den 35 Jahre alten Wohnungsinhaber. Offensichtlich war der Mann gewaltsam zu Tode gekommen. Die Polizei wurde alarmiert,

Zum dritten Mal binnen 24 Stunden betraten Polizisten das Gebäude. Denn am Sonntagabend hatte ein Hausbewohner gegen 22.30 Uhr die Beamten gerufen. Im Treppenhaus seien zwei Schüsse zu hören gewesen, behauptete der Anrufer. Die Polizei kam, sah nichts Verdächtiges und traf auch den Anrufer nicht mehr zu Hause an. Unverrichteter Dinge mussten die Polizisten wieder fahren - um kurz darauf zurückzukehren, als auch andere Hausbewohner von den merkwürdigen Geräuschen berichteten. Doch woher die zwei schussähnlichen Knallgeräusche gekommen waren, ließ sich nicht feststellen. Die Beamten konnten nichts Auffälliges im Haus finden.

Am Montag gegen 22.40 Uhr dann der nächste Notruf aus dem Haus. Diesmal ein Wohnungsbrand. Und erst jetzt wurde die Leiche entdeckt. Vermutlich war der Mann da bereits schon seit 24 Stunden tot. Das vorsätzlich gelegte Feuer hatte möglicherweise so lange geschwelt und erst am Montag die Scheiben der Wohnung gesprengt. Als die Feuerwehr eintraf, war der Schwelbrand bereits erloschen. Die Münchner Mordkommission und die Spurensicherung nahmen ihre Arbeit auf. Die Leiche wurde am Dienstag obduziert. Nach Angaben von Markus Kraus, dem Leiter der Mordkommission, war der Mann bereits tot, als der oder die Täter das Feuer legten.

Der gebürtige Iraker war 2002, also unmittelbar vor dem zweiten Irakkrieg, nach Deutschland gekommen. Er nahm später die deutsche Staatsbürgerschaft an und bot mit seiner Firma als selbständiger Unternehmer Dienstleistungen für Supermärkte an. Seine Mitarbeiter befüllten Regale. Die Geschäfte führte der 35-Jährige offenbar von seiner Wohnung aus.

Dort ist auch eine 39-jährige Frau mit ihrem Kind gemeldet. Sie war zur Tatzeit nicht zu Hause, sondern offenbar zusammen mit ihrem Sohn auf einer schon länger geplanten Urlaubsreise in ihrer russischen Heimat. Die Frau arbeitete ebenfalls in der Firma des Mannes. Welche private Beziehung die beiden Wohnungsmieter unterhielten, ist für die Ermittler noch nicht ganz klar.

Die Mordkommission sucht nun Zeugen, die am Sonntag zwischen 18 und 24 Uhr oder am Montag nach 20 Uhr im Luganoweg Verdächtiges bemerkt haben (Telefon 089/2910-0). Der Luganoweg ist in Fürstenried, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Neuried.

Das Motiv der unbekannten Täter ist derzeit noch völlig unklar. Der Unternehmer hatte die Täter möglicherweise freiwillig in die Wohnung gelassen. Zumindest wies die Wohnungstür im zweiten Stock keinerlei Aufbruchspuren auf, als die Feuerwehr am Montagabend dort eintraf. Zur Tatwaffe wollte sich die Kriminalpolizei am Mittwochmittag nicht äußern. Offenbar wurde der Mann aber mit zwei Schüssen getötet. Auffallend ist, dass kein Geld gestohlen wurde. Das Feuer legten die Täter nach dem Mord wohl, um Spuren zu vernichten.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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