Modeschule Esmod:Am Ende des Laufstegs

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Doch es könnte sein, dass es die Münchner Dependance nicht mehr lange gibt. (Foto: Stephan Rumpf)

Liegt es an den Abschlüssen? An der Münchner Dependance der bekannten Modeschule Esmod sinkt die Zahl der Auszubildenden, es gibt keinen neuen Jahrgang. Doch die Schulleitung schweigt - und Spekulationen gibt es eine ganze Menge.

Von Franziska Gerlach

Die Modeschule Esmod hat zu diesem Schuljahr keinen ersten Jahrgang eingerichtet. Einer Lehrerin soll gekündigt worden sein. Und wer im Internet nach der Münchner Schule sucht, die zu einer Gruppe an Privatschulen gehört, landet auf der Homepage der Berliner Esmod. Das alles erweckt den Eindruck, als würde es die Dependance der bekannten Modeschule in München nicht mehr lange geben. Die Schulleitung war nicht zu einer offiziellen Stellungnahme bereit, eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung blieb unbeantwortet.

Auch zwischen Schulleitung und Schülern scheint die Kommunikation ins Stocken geraten zu sein. "Offiziell wissen wir noch immer nichts", sagt Susanne Meier ( Name geändert). Sie besucht die dritte Klasse an der Münchner Esmod. Ein Teil der Klassenzimmer würde leer stehen, berichtet sie. Auch habe sie gehört, dass Neuanmeldungen nach Berlin verwiesen worden seien.

Was an der Schule kritisiert wird

Hätten im Frühjahr 2014 noch schätzungsweise 60 Schüler ihren Abschluss an der Esmod gemacht, zähle ihr Jahrgang - also das aktuelle dritte Jahr - etwa 25 Schüler. "Im zweiten Jahr sind es sogar noch weniger", sagt Meier. Mit ihrer Ausbildung an der Esmod ist sie unzufrieden: Die Ausrichtung der Schule sei ihrer Ansicht nach zu künstlerisch, die Dozenten nicht qualifiziert genug. Wie man sich später als Designer auf dem Markt behaupten könne, lerne man da nicht, sagt sie, und dafür sei ein Schulgeld von mehr als 7000 Euro pro Jahr einfach zu hoch. Doch die Schule hat auch erfolgreiche Absolventen vorzuweisen wie die bekannten Modedesigner Lola Paltinger, Marcel Ostertag, Sonja Kiefer und Dimitri Panagiotopoulos.

Dem Vernehmen nach soll ein Grund für die rückläufigen Schülerzahlen sein, dass man die Münchner Schule nicht mit dem Bachelor abschließen kann. Damit eine private Hochschule einen Bachelorstudiengang anbieten darf, ist zunächst eine staatliche Anerkennung durch das Bundesland notwendig, in dem sie ihren Sitz hat: Als erste Esmod-Niederlassung überhaupt hat das vor drei Jahren die Berliner Schule erreicht, die mittlerweile den Namen Esmod Berlin Internationale Kunsthochschule für Mode trägt.

Heute können Studenten dort den Bachelorstudiengang "Modedesign - Styliste/Modeliste" belegen, auch der Master "Sustainability in Fashion" ist möglich. Im Januar 2011 meldete die Fachzeitschrift Textilwirtschaft, dass auch in München der dreijährige Modedesign-Studiengang in ein Bachelorstudium verwandelt werden solle. Doch die Schule schweigt dazu. Und so bleibt die Frage offen, ob man in der Vergangenheit versucht hat, einen Bachelor einzurichten - oder sich in Zukunft darum bemühen will.

Der Name zählt auf der ganzen Welt

Anna Reinwarth hat vor anderthalb Jahren ihre Modedesign-Ausbildung an der Münchner Esmod abgeschlossen und gute Erfahrungen gemacht: Natürlich sei das Studium vergleichsweise teuer gewesen, sagt die 25-Jährige. Dafür sei die Esmod aber überall auf der Welt bekannt. "Da bezahlt man quasi den Namen mit."

Sie habe dort nicht nur gelernt, wie man eine Kollektion entwirft, mit Stoffen umgeht oder näht. Sondern auch, wie man die Entwürfe anschließend vor einer Jury präsentiere, sagt sie. Bei Bewerbungen habe es bislang nie eine Rolle gespielt, ob sie denn nun einen Bachelorabschluss vorweisen könne oder nicht. "Und auch als ich in den USA gearbeitet habe, war es kein Problem, dass ich ein Diplom habe."

Die Schüler der Modeschule Esmod präsentieren regelmäßig ihre ausgefallenen Entwürfe. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie auf die Gerüchte reagiert wird

Die Geschäftsführerin des Netzwerks deutscher Mode- und Textildesigner (VDMD), Mara Michel, hält die Studienabschlüsse Bachelor und Master auch in kreativen Berufen für wichtig, zumal diese mittlerweile vorausgesetzt würden, um von der Künstlersozialkasse aufgenommen zu werden. Für die Modeindustrie sei diese Frage allerdings weniger ausschlaggebend. Da komme es oft eher darauf an, ob man ein Semester an einer der namhaften Modeschulen in England, Frankreich oder Belgien studiert habe. Michel bedauert das: "Wir haben in Deutschland nämlich ganz hervorragende Modeschulen."

Irene Schoppmeier, die an der Isar die Deutsche Meisterschule für Mode leitet, hat bislang noch nicht von offizieller Seite gehört, dass die Esmod schließen soll. "Wenn es denn so sein sollte, bedauere ich das sehr." Auch Ekkehart Baumgartner ist der Ansicht, dass mit der Esmod "eine Marke" verschwinden würde - sofern die Gerüchte stimmten. Er leitet die Akademie Mode & Design (AMD), die zur Hochschulgruppe Fresenius gehört und die es vier Mal in Deutschland gibt, seit 1999 auch in München. Über zurückgehende Studentenzahlen kann er sich nicht beklagen, im Gegenteil: Momentan sind an der AMD in München knapp 400 Studenten eingeschrieben. Sie kommen zunehmend auch aus Österreich und der Schweiz nach München, um an der AMD zu studieren.

© SZ vom 18.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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