Mehr Naturgenuss:Damit zusammenwächst, was zusammengehört

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Unten fahren Autos, oben stehen die Tunnelfreunde (v. li.) Joachim Herrmann, Josef Schmid, Hermann Grub, Petra Lejeune, Markus Söder, Ludwig Spaenle. (Foto: Catherina Hess)

Die bayerischen Minister Herrmann und Söder bestätigen die Finanzzusage für den Tunnel unter dem Englischen Garten. Nun soll das Bau-Projekt bald starten

Von Alfred Dürr

Durchgesickert war es schon, nun ist es offiziell: Der Freistaat Bayern unterstützt die sogenannte Wiedervereinigung des Englischen Gartens mit 35 Millionen Euro. Damit rücke der Bau des 390 Meter langen Autotunnels unter dem Park in greifbare Nähe, kündigten am Donnerstag Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann und sein Amtskollege Finanzminister Markus Söder (beide CSU) an. Die Pressekonferenz fand direkt neben der Stadtautobahn statt, die seit Jahrzehnten den Englischen Garten in zwei Hälften zerschneidet.

Für das Münchner Rathaus war "eine maßgebliche finanzielle Unterstützung" durch den Freistaat sowie "ein das Vorhaben unterstützendes Sponsoring durch Private und Unternehmen" immer die Voraussetzung, um das Projekt zu realisieren. Die Kostenschätzungen liegen bei 125 Millionen Euro. Etwas mehr als 80 Millionen Euro seien förderfähig, teilten die Minister mit. Von den 35 Millionen Euro, die der Freistaat zahlen will, kämen 30 Millionen Euro aus "verschiedenen Verkehrsfördertöpfen". Fünf Millionen Euro seien für die Gestaltung der Tunnel-Oberfläche vorgesehen. Der Finanzierungsbeitrag des Freistaats entspreche damit in etwa der Förderung beim Bau des Luise-Kiesselbach-Tunnels am Mittleren Ring.

Für Finanzminister Söder geht es um die Wiederherstellung eines bedeutenden Naturdenkmals, einen größeren Naturgenuss und um mehr Lebensqualität für die Besucher des Parks. Es würden aber zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, sagte Herrmann. Der Englische Garten wachse wieder zusammen, und es würden die Stauprobleme am Abschnitt Isarring des Mittleren Rings gelöst. Beseitigt würde ein Nadelöhr, weil statt der bisher zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung an der Oberfläche dann im Tunnel jeweils drei Spuren zur Verfügung stünden. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), der auch örtlicher Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Münchner CSU ist, sagte, die "Infarktsituation an der Einmündung der Ifflandstraße" könne durch den Tunnel behoben werden. Wenn die Autos unter der Oberfläche verschwänden, werde die Verkehrsschneise mitten durch den Park beseitigt. Damit werde eine der großen Planungssünden der Sechzigerjahre endlich "dauerhaft geheilt". Ähnlich argumentierte auch Johannes Singhammer (CSU), der örtliche Bundestagsabgeordnete. Die "erhebliche finanzielle Beteiligung des Freistaats" bringe die Natur wieder zur Geltung und löse die Verkehrsprobleme.

Der Freistaat hat mit seiner Finanzzusage den Ball ins Feld des Münchner Stadtrats gespielt. Dieser habe nun zu entscheiden, ob das Projekt realisiert werden soll und die entsprechenden Planungen erfolgen. Mit einem Baubeginn für den Tunnel sei "in fünf oder sechs Jahren" zu rechnen. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) sagte, "heute ist ein guter Tag für München". Er sei sicher, dass der Stadtrat der Untertunnelung zustimmt und das "historische Projekt" zügig umgesetzt werde. Man stehe in den Startlöchern, sagt der Sprecher des städtischen Planungsreferats, Martin Klamt. Wichtige planerische Vorleistungen seien bereits erbracht. Dazu gehören verkehrs- und bautechnische Untersuchungen. Auch die Untere Naturschutzbehörde sieht keine Gründe, die den Bau des Tunnels verhindern könnten. Das Planungsreferat strebt an, dem Stadtrat gegen Ende des Jahres den Beschluss zum Start des Projekts vorzulegen.

"Es gibt keinen anderen Weg mehr als den Tunnel zu bauen", sagt auch Hermann Grub. Seit 2010 setzt sich das Schwabinger Architekten-Ehepaar Hermann Grub und Petra Lejeune mit viel Leidenschaft für die Wiedervereinigung des Parks ein. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen sei das Einsammeln von Sponsorengeld wohl kein Problem mehr. Wie etwa beim Bau der Pinakothek der Moderne oder der Renovierung der Residenz sei auch beim Park-Tunnel mit einem großen bürgerschaftlichen Einsatz zu rechnen. Münchner Bauträger oder die in der Stadt ansässigen Großunternehmen seien wichtige Ansprechpartner. Bereits 2012 hatte die Allianz-Umweltstiftung eine Million Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt. Außerdem spendete sie 125 Bäume zur Wiederaufforstung an der Tunneloberfläche.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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