McKinsey-Studie:Immer schön gemütlich

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Eine Untersuchung bescheinigt der Stadt hohe Lebensqualität, fordert aber mehr Innovationsbereitschaft

Von Günther Knoll, München

Für Innovationen ist München bisher nicht der ideale Boden. Zu diesem Schluss kommt die Studie zur Zukunft Bayerns, welche die Unternehmensberatung McKinsey jetzt veröffentlicht hat. Als Start-up-Region spielt München demnach keine Rolle im internationalen Vergleich. Das mag zum einen daran liegen, dass gut ausgebildete junge Leute in der Region einen sicheren Arbeitsplatz finden und diesen dem Risiko eines eigenen Start-ups vorziehen, zum anderen aber auch einfach an den hohen Mieten für Büro- und Gewerbeflächen. Damit Bayern und die Landeshauptstadt auch zukünftig international wettbewerbsfähig bleiben, schlagen die Unternehmensberater unter anderem eine bessere staatliche Unterstützung der Gründerszene vor.

Auch in Sachen Bildungsqualität sieht die Studie für München Nachholbedarf. Im internationalen Ranking liegen demnach die Hochschulen der Stadt abgeschlagen auf den hinteren Plätzen, die Ludwig-Maximilians-Universität auf Rang 29, die Technische Universität sogar nur auf Rang 98 weit hinter den Vergleichsregionen Boston mit Harvard und dem MIT, das Silicon Valley mit der Stanford University, London und auch noch hinter Singapur (Platz 25). Vergleichsweise schmal ist auch das Angebot an internationalen Schulen: Singapur hat 32 solcher Einrichtungen, München nur neun.

Auch was die Geschwindigkeit des Internets angeht, reiht McKinsey die Stadt nur auf Rang sechs im internationalen Vergleich ein. Singapurs Leitungen seien dreimal so schnell wie die in München und das Londoner Internet in New York doppelt so leistungsfähig.

Jeder dritte Münchner hat einen Migrationshintergrund. In London und im Silicon Valley sind dagegen nahezu die Hälfte aller Einwohner Migranten. Wenn man den Schul- und Berufsabschluss als Indikator für gelungene Integration betrachte, befindet sich München auf gutem Niveau, die Hälfte aller Einwohner mit Hochschulabschluss nämlich sind Migranten.

Momentan ist Münchens Wirtschaft stabil: Da liegt die Stadt knapp hinter Singapur auf Rang zwei. Und auch in Sachen Einkommensverteilung schneidet sie gut ab. Mit nur 3,3 Prozent hat sie international gesehen den niedrigsten Anteil von Haushalten mit einem Jahreseinkommen unter 25 000 US-Dollar. Betroffene werden das vielleicht anders sehen: Aber im Infrastruktur-Ranking, das auch nach Staus, öffentlichen Verkehrsmitteln und Flughafeneffektivität bemessen wird, steht nur Singapur vor der Landeshauptstadt.

Spitze ist München laut McKinsey in der Ressourceneffizienz mit 7,6 Tonnen CO₂-Ausstoß pro Kopf und Jahr. In Sachen Lebensqualität schlägt die Stadt die Vergleichsregionen der Studie um Längen. München muss sich also nicht verstecken. Zu diesem Schluss kommt sogar McKinsey.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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