Marktgeschehen:Nahversorgung

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Es muss nicht immer der Supermarkt um die Ecke sein - zumindest an einem Tag in der Woche bieten in fast allen Stadtteilen Bauern oder Händler frische Lebensmittel an. Ein Überblick

Untergiesing: Klein, aber fein

Standort: Wenige Schritte weiter gibt es noch alte Häuschen, eine Autowerkstatt im Hinterhof und sogar eine Straße mit Schrebergärten. Der Hans-Mielich-Platz selbst aber ist nicht gerade der hübscheste Ort von Untergiesing - so lang gezogen und so leer, wie er wirkt. Außer am Donnerstag. Denn dann ist Markt, dann kommt der Hendl-Mann, und die Gemüsefrauen stellen ihren Stand auf, gleich beim Maibaum, der an diesem Tag das Untergiesinger Zentrum markiert.

Angebot: Nur fünf bis neun Wagen und Stände sind es, die einen der kleinsten Märkte der Stadt bilden. Trotzdem gibt es so ziemlich alles, was man sich erwartet: Brot und Kuchen, Obst, Gemüse und Blumen, Fisch, Schinken und Käse, eingelegte Oliven und Brotaufstriche. Die Verkäufer kennen die Namen ihrer Blumen genau so wie die genaue Herkunft der Eier.

Besonderheit: Der Markt findet nachmittags von 12 Uhr bis 18 Uhr statt, nicht vormittags wie viele andere. Und so sieht man hier Büroangestellte, die sich ihr Mittagessen frisch am Stand zusammenstellen, genauso wie ältere Damen aus dem Viertel oder Mütter mit Korb und Kinderwagen. Sie alle wissen zu schätzen, dass auf diesem Markt Frisches und Feinkost angeboten wird. ebri

Haidhausen: Schneller Imbiss

Standort: Der Weißenburger Platz in Haidhausen, nur ein paar Schritte vom Rosenheimer Platz entfernt, ist ein ruhiger und bei entsprechendem Wetter auch sonniger Ort. In seiner Mitte steht ein Brunnen, um den herum im Frühling und Sommer bunte Blumen blühen. Fast das ganze Jahr über bietet er jeden Dienstag den Haidhausern eine besondere Attraktion: Dann ist Wochenmarkt von 8 bis 12 Uhr. Der Markt muss ausfallen, wenn vor Weihnachten der traditionelle Christkindlmarkt den Platz für sich beansprucht. Für viele nur halb so schlimm: Dann gibt es eben Glühwein statt Gemüse.

Angebot: Einmal in der Woche riecht es an diesem idyllischen Ort nach Hendl, Fisch und frischem Obst. Der Markt ist nicht besonders groß, aber die Kunden können an den Ständen einige Köstlichkeiten kaufen: Frisches Obst und Gemüse, Fisch und Käse werden zum Beispiel angeboten. Es gibt auch Honig, Holzofenbrot, frisches Wild, Lamm oder Spareribs direkt zum Mitnehmen.

Besonderheit: Wer sich schnell etwas zum Mittagessen mitnehmen will, der wird möglicherweise am Hendlstand fündig. Auch frische Blumen kann man auf dem Wochenmarkt am Weißenburger Platz erstehen. baso

Neuhausen: Schlange fürs Hendl

Standort: Rund um den Brunnen am Rotkreuzplatz ist genügend Raum für die bis zu 20 Stände, die hier jeden Donnerstag von 10 bis 19 Uhr Station machen. Die U-Bahn hält direkt darunter, Tram und Bus daneben. Noch ein Plus: Die vielen Sitzmöglichkeiten. Nicht nur ältere Menschen ruhen sich mit ihren Einkäufen kurz aus.

Angebot: Hier bekommen Kunden fast alles. Es gibt mehrere Gemüse- und Metzgerstände, einen Blumenstand, Fisch, Brot und Geflügel. Auch Käse und Wein kann man auf dem Markt erstehen. Um das Angebot abzurunden, hat ein älterer Herr am Rand einen Klapptisch aufgebaut, auf dem er Honig anbietet. Gegen 18 Uhr, wenn die Berufstätigen nach Feierabend noch schnell zum Einkaufen strömen, kann die Schlange am Hendlstand beeindruckend lang werden - kein Wunder, das schnelle Abendessen duftet über den ganzen Platz.

Besonderheit: Wer am Stand mit den Gewürzen vorbeigeht, bleibt unwillkürlich stehen, um noch einmal einzuatmen. Hier riecht es aufregend nach Orangenpfeffer und Wildkräutern. Wer sich die Zeit nimmt, in den übersichtlichen Holzkästchen zu stöbern, kann die ganze Welt entdecken. Direkt gegenüber gibt es Original Thüringer Rostbratwurst, natürlich über dem Holzkohlegrill gebraten, wie das Schild verrät. frst

Englischer Garten: Einkaufen am See

Standort: Klein ist er, der private Bauernmarkt am Seehaus im Englischen Garten, aber dafür lässt sich hier jeden Samstag von 9 bis 14 Uhr in besonders idyllischer Lage in aller Ruhe direkt beim Erzeuger einkaufen. Da stören höchstens die Fahrradfahrer, die bei ihrer Tour durch den Englischen Garten mit Tempo am Seehaus vorbeifahren - und bisweilen heftig bremsen müssen. Enten sind an Markttagen besonders zahlreich auf dem benachbarten See, sie warten wohl darauf, dass etwas für sie abfällt.

Angebot: Genau in der Kurve am Biergarten stehen jeden Samstag die fünf Stände, an denen Bauernhöfe aus der Landshuter Umgebung Gemüse, Fleisch, Wurst, Eier und Kuchen verkaufen. Besonders lang ist die Schlange am Stand des Biohofs Butz - hier gibt es Käse, Wurst, Fleisch, Eier und frisch gebackenes Brot. An einem zweiten Stand bietet Butz Gemüse an.

Besonderheit: Ein Highlight des Marktes ist der Stand mit frischgebackenem Kuchen. Schokolade, Apfel oder Kirsche - die Klassiker nehmen die Kunden gerne gut verpackt mit nach Hause. Wer sein Stück lieber gleich essen möchte, kann bei entsprechendem Wetter an einer Biertischgarnitur Platz nehmen. Auch frisch gebrühten Kaffee gibt es dazu. frst

Maxvorstadt: Kunst und Kuchen

Standort: Es ist der perfekte Markt für Kunstliebhaber. Direkt vor dem Eingang der Pinakothek der Moderne an der Türkenstraße in der Maxvorstadt findet sich jeden Samstag von 7 bis 13 Uhr alles, was zu einem guten Wochenmarkt gehört. Und so sieht man tatsächlich Museumsbesucher, die den Vormittag in der Pinakothek verbracht haben, jetzt einen Jutebeutel aus der Tasche ziehen und sich am Gemüsestand einreihen. Auch Kinder sind während des Einkaufs der Eltern beschäftigt. Zwischen Pinakothek und dem Unigebäude ist eine Wiese, wunderbar geeignet zum Toben, wenn Mama einkauft. Wenn viel los ist, wird es zwischen den Ständen schon einmal eng. Obwohl der Vorplatz groß genug wäre, quetschen sich die zwölf Stände in einem Oval zusammen.

Angebot: Hier lässt sich ein kompletter Wocheneinkauf erledigen. Neben Obst- und Gemüseständen gibt es Geflügel, Eier, Wurstwaren, Blumen, Käse und Fisch. Der Käsestand lockt mit Spezialitäten. Wer den Einkauf hinter sich hat, kann sich am Stand mit selbstgebackenem Kuchen ein Stück Käse-Johannisbeere gönnen.

Besonderheit: An einem Stand wird Honig verkauft. Zu empfehlen: Der Stadthonig. Der schmeckt, dank der vielen Lindenalleen in München, nach Linde. frst

Au: Striezel und Stehen

Standort: Am Mariahilfplatz in der Au breitet sich rund um die Kirche ein Kiesplatz aus, groß genug, um dort dreimal im Jahr die vielen Stände für die Auer Dult aufzubauen. Die restliche Zeit beleben zweimal pro Woche grüne Märkte den Platz, am Mittwochvormittag von 8 bis 12 Uhr der Bauernmarkt und am Samstagvormittag von 7 bis 13 Uhr der Wochenmarkt. Dann ist zumindest ein Teil des Platzes mit Leben erfüllt. Hier treffen sich die Familien aus der Au plus ein paar Gäste aus dem Gärtnerplatzviertel und Haidhausen.

Blumige Aussichten gewährt der Turm der Mariahilfkirche auf den Markt zu seinen Füßen. (Foto: Catherina Hess)

Angebot: Samstags bekommen die Kinder einen Baumstriezel, eine Spezialität aus Siebenbürgen. Dafür wird Hefeteig auf einem Holzstab am Feuer gedreht. Und danach in Zucker und Mohn oder Nüssen gewendet. Die Eltern nehmen meist auch einen und dazu einen Cappuccino. Danach stellen viele Marktgänger sich an einem Obst- und Gemüsestand an. Dort muss es Münchens beste Tomaten geben. Oder so. Anders ist die wirklich immer enorme Schlange nicht zu erklären.

Besonderheit: Am Samstag ist der aus der Bretagne stammende Fischhändler Claude Donath da, mit stets ausgezeichneter Ware. Mittwochs gibt es keinen Baumstriezel, aber dafür Filterkaffee und Apfelkuchen wie bei Oma. Und dazu die Produkte frisch vom Bauernhof. sekr

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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