Markt-Neubau:Eine Frage des Flairs

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Rainer Hofmann führt zusammen mit Ritz Ritzer "Bogevischs Buero" in München. Das Architektenbüro ist für seine Projekte mehrfach ausgezeichnet worden. (Foto: Stefan Rumpf)

Architekt Rainer Hofmann über gemeinsame Planung und unterschiedliche Charaktere

Interview von Alfred Dürr, München

Die Tradition erhalten, aber die Stände trotzdem modernisieren - diesen Spagat soll Architekt Rainer Hofmann von "Bogevischs Buero" schaffen.

SZ: Was reizt Sie an dem Thema Märkte?

Rainer Hofmann: Der Zustand der Märkte ist deutlich schlechter, als man ursprünglich gedacht hat. Die modernen Hygienestandards, wie zum Beispiel Waschbecken oder Personaltoiletten, werden nicht eingehalten. Jetzt geht es darum, den heutigen Anforderungen gerecht zu werden, aber dabei den Charakter der Märkte zu bewahren. Bürger, Händler, Bezirksausschüsse, die Verwaltung, alle beteiligen sich an der Planung. Das macht die Sache spannend.

Aber ist es nicht schwieriger für einen Architekten, wenn so viele mitreden?

Ach, lassen wir doch die alleinige Autorität des Architekten ruhig einmal beiseite. Ich finde es gut, sich auf einen Beteiligungsprozess einzulassen, dessen Ausgang man nicht kennt. Gemeinsam Strategien zu entwickeln und zu diskutieren, das ist ein sehr interessantes Vorgehen. Wir haben bei verschiedenen Wohnprojekten, zum Beispiel in der Funkkaserne, schon gute Erfahrungen mit dieser Form der Partizipation gemacht.

Was erwarten Sie sich bei den Märkten?

Wir müssen zunächst diskutieren, was die Qualität der Märkte überhaupt ausmacht. Ist es irgendein architektonisches Detail an einem Stand? Das Material, die Dachformen? Oder ist es die Kleinteiligkeit bei der Anordnung der Stände? Was macht das besondere Flair aus und wie können wir es in eine neue Gestaltung übersetzen?

Schon regt sich Protest bei Politikern, die den Denkmalschutz anmahnen.

Ich verstehe eine solche Aufregung nicht ganz. In diesem Stadium geht es doch noch gar nicht um Architektur oder um die Frage, ob wir mit einer bestimmten Gestaltung vielleicht alles kaputtmachen, Händler vertreiben oder dem reinen Kommerzwahn frönen. Das wollen wir und die Stadt explizit bestimmt nicht. Wir reden mit allen und finden dann gemeinsam eine Lösung für die jetzigen Standl-Betreiber.

Und der Denkmalschutz?

Bei den Märkten gibt es keine Einzeldenkmäler. Wenn man sich die Stände anschaut, dann ist das bis auf wenige Ausnahmen keine Architektur, die die Bausubstanz betreffend besonders schützenswert wäre. Aber die Märkte liegen in einem städtebaulichen Ensemble, auf das man Rücksicht nehmen muss, und sie sind etwas Besonderes für die Stadt und ihre Bürger. Deswegen stellt sich eben auch die Frage, was erhalten oder in eine Neugestaltung übernommen werden sollte.

Was macht für Sie das Besondere aus?

Das ist für einen Architekten schon interessant. Alle drei Märkte haben ein ganz ähnliches Sortiment, aber sie sind in ihrem Charakter doch unterschiedlich und ganz eigenständig. Wir diskutieren die Vorschläge zur Neugestaltung und Modernisierung in den bevorstehenden Bürger-Workshops. Da sind wir und die Stadt ganz offen und wollen niemandem unsere Vorstellungen aufzwingen.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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