Macher der Nacht:Sein eigener Gast sein

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Stephan Alof, gelernter Intensivkrankenpfleger, sagte eines Tages: "Ich mache jetzt mal Gastro." Das setzte er dann auch um. Und wie

Von Philipp Crone, München

Er hat es am Anfang nur so dahin gesagt: "Ich mach jetzt mal Gastro." Stephan Alof, gelernter Intensivkrankenpfleger, warf das vor Jahren einer Freundin zu. Das war damals, "als ich noch nicht einmal ein Tablett halten konnte". Die spontane Idee, kann man heute sagen, war eine ziemlich gute.

Mittlerweile betreibt Alof von der Bäckerei bis zur Boazn im Gastro-Spektrum alles. Man kann bei ihm den ganzen Tag verbringen, von der Bäckerei Alof ins Café Maria gehen, dann ein Eis in seiner Eisdiele Jessas, später vielleicht in das Josef, eine Veranstaltungsbar, und noch später in die Gruam oder die ehemalige Tabledance-Bar Pigalle. Und demnächst kommt noch ein Wirtshaus an der Theresienwiese dazu, und danach ist auch schon ein weiteres geplant. Alofs Prinzip: "Bodenhaftung bewahren."

Der 48-Jährige mit der Glatze versucht, immer eine Distanz zu halten zu dem, was er macht. "Viele Leute nehmen sich in unserer Branche einfach zu wichtig." Alof ist davon überzeugt: Je mehr Gastronomie es gibt in der Stadt, desto besser ist das für alle. Gerade auch im Glockenbachviertel, wo die meisten seiner Läden beheimatet sind, dem ohnehin schon arg gehypten Viertel.

"Mein größtes Problem ist es nicht, Orte zu finden, sondern gutes Personal. Leute, die Gastronomie und Nachtleben wirklich leben. Denn das ist ja ein sehr anstrengender Beruf, denn die Leute wollen immer jeden Tag die gleiche Qualität, ob es die Semmel ist, der Braten oder ein Drink." In der Hinsicht sei die Bäckerei die größte Herausforderung. "In der Gruam kann man viel weniger falsch machen, aber wenn der Kuchen mal nicht ganz so schmeckt wie in der Woche davor, dann habe ich ein Problem."

Alofs Start war das Maria, nach dem Namen seiner Mutter, und weil Alof in der katholischen Kirche nebenan sehr engagiert ist, im Kirchenvorstand. Seitdem hat sich in dem Café an der Klenzestraße nichts verändert. Seit 15 Jahren. "Ich muss ja bei der Gestaltungsmode nicht alles mitmachen, erst gab es lange Zeit die Leder-Lounge-Sessel und jetzt sind wir gerade mitten in der Filz-Phase." Er arbeitet zusammen mit Fabian Stinger, "der kümmert sich um die Finanzen, von denen ich keine Ahnung habe".

Und das Geheimnis von derzeit sechs gut laufenden Läden und bald acht ist für Alof ganz einfach: "Man muss einfach sein eigener Gast sein, also so oft wie möglich selbst da sein." Und man braucht verlässliche Partner. Der bislang einzige Fehlschlag war für Alof das Restaurant Rubico, auch in der Klenzestraße, es scheiterte daran, dass der Geschäftsführer den Laden nicht führen konnte und Alof nicht oft genug da war. Die nächsten beiden Lokale sind Restaurants, eines das ehemalige Kreuzberger in der Westermühlstraße, da wagt sich Alof, mit einigen Jahren Erfahrung, nun also demnächst ran. Wie? Mit dem Satz: "Ich mach jetzt mal ein Restaurant."

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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