Luxus-Hotels:Royale Betten

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Die Hotels Bayerischer Hof und Vier Jahreszeiten entstanden im Wettstreit zweier Könige

Von Andreas Schubert

Es gibt Orte in München, die die meisten Einheimischen zwar kennen, aber viele ihrer Lebtag nie betreten. Dazu gehören die Hotels Bayerischer Hof am Promenadeplatz und das Vierjahreszeiten an der Maximilianstraße. Beide Häuser sind frühe Beispiele der gehobenen Hotellerie und Gastronomie in München - und das mag den einen oder anderen abschrecken. Dabei verfügen beide Häuser über Restaurants und Bars, die zwar entsprechend ihrem Angebot höher- bis hochpreisig sind. Aber ein Besuch auf ein Glas Bier oder Wein lohnt sich auch für solche, die nicht zu den oberen Zehntausend gehören. Denn Service und Ambiente sind in beiden Häusern sehr angenehm, sei es in der Bar und Restaurant Schwarzreiter im Vier Jahreszeiten oder in der Falk's-Bar im Bayerischen Hof, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Wer vorbeischaut, befindet sich an geschichtsträchtigen Orten, die auf königlichen Wunsch hin entstanden - und ein Beispiel für einen adeligen Vater-Sohn-Konflikt sind, doch dazu später. Das ältere Hotel ist der Bayerische Hof. Im Jahr 1839, die Eisenbahn war gerade in Begriff, Reisen nach München wesentlich zu vereinfachen, wünschte sich König Ludwig I. ein erstrangiges Hotel in der Stadt, weshalb Ritter Joseph Anton von Maffei einen Gasthof am Promenadeplatz erwarb und den Bau eines Hotels in Auftrag gab. Schnell wurde es zum vornehmsten der Stadt, und sogar der König schaute ab und zu zum Baden vorbei. In seiner Residenz gab es keine Badewanne. 1897 kaufte der Zuckerbäcker und Konditor Herrmann Volkhardt das Hotel und modernisierte es. Nach dem Tod Volkhardts übernahm sein zweitältester Sohn Hermann 1909 das Haus.

Im April 1944 wurde das Hotel bei einem Bombenangriff zerstört. Hermann Volkhardt beschloss, es wieder aufzubauen. Wie durch ein Wunder war der Spiegelsaal unter den Trümmern der Hotelruine nahezu unbeschadet geblieben. 1945 eröffnete Falk Volkhardt dort das erste Speiselokal in der Innenstadt, 1959 übernahm er das Hotel und baute es weiter aus. 1992 schließlich übergab er es seiner Tochter Innegrit, die das Haus seither immer wieder modernisierte. 2001 etwa ließ sie den Spiegelsaal renovieren und eröffnete dort die Falk's Bar, die nach ihrem verstorbenen Vater benannt ist. In den folgenden Jahren erlebte das Haus kontinuierliche Umbauten und vereinigt heute auf anschauliche Weise Tradition und Moderne.

Das gilt auch für das Kempinski Vier Jahreszeiten, das ebenfalls auf königlichen Erlass hin gebaut wurde, von Maximilian II., dem Sohn Ludwigs I. Der Junior wollte sich mit einem nach ihm benannten Prachtboulevard als Baumeister profilieren - und zwar in einem vollkommen anderen Stil als dem der Ludwigstraße, mit der sich der Vater ein Denkmal gesetzt hatte. Jenem, Ludwig I., blieb die neue Architektur fremd. Zu Leo von Klenze, einem seiner bevorzugten Baumeister, soll er einmal gesagt haben, die "neue Straße" seines Sohnes sei "das Abscheulichste, was ich kenne". Das Vier Jahreszeiten wurde an dieser Straße von Rudolf Wilhelm Gottgetreu errichtet und am 25. Juli 1858 eröffnet. Der abgedankte Ludwig I. soll es nie betreten haben.

Von Anfang an war das Haus ein Anziehungspunkt für Adel und Geldadel. Die Ausstattung übertraf alles Dagewesene: Es gab einen Stall für 60 Pferde samt Pferdedampfbad, später einen Pater-Noster-Aufzug und, das wohl Kurioseste, "Dittmanns Wellenbadschaukel": eine Erfindung aus dem Jahre 1889. Kaiserin Elisabeth "Sisi" von Österreich soll so heftig mit der Wanne geschaukelt haben, dass das Badewasser bis in die darunterliegende Etage floss.

Früh, bereits Ende des 19. Jahrhunderts, verfügte das Hotel über elektrisches Licht, und zwar über 1000 Glühbirnen - zu einer Zeit, in der es in der ganzen Stadt nur 4000 Glühlampen gab. Später wechselte das Haus wiederholt den Besitzer, es erlebte schlechte Zeiten. 1926 erwarben die Brüder Otto und Alfred Walterspiel das Hotel und machten es wieder zur einer der ersten Adressen in Europa. 1944 brannten zwar alle Gebäudeteile bis auf den direkt an der Maximilianstraße gelegenen aus, aber die Eigentümer ließen das Haus 1947 wieder aufbauen. Das Restaurant Walterspiel eröffnete 1950.

Als Alfred Walterspiel 1960 starb, wurden seine Söhne Alfred, Georg und Klaus Geschäftsführer. Sie schlossen 1970 einen Managementvertrag mit Kempinski und drei weiteren Investoren. 1990 übernahm Kempinski schließlich die Aktienmehrheit. Wie der Bayerische Hof wird das Hotel permanent renoviert und modernisiert. Erst Anfang 2015 wurde das Restaurant umgebaut; als Hommage an die königlichen Wurzeln des Hauses heißt es nun "Schwarzreiter", nach einem Seesaibling, dem Lieblingsfisch Ludwigs II., des Sohnes des Bauherrn.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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