Luxus für Männer:Gewinnbringer Testosteron

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Rennwagen, Whiskey, Wellness: Die Geschäfte vieler auf Männer spezialisierter Luxus-Anbieter gehen trotz Krise gut.

Malte Conradi

In einer Zeit, in der nicht wenige Einzelhändler über Sparsamkeit und Konsumzurückhaltung klagen, machen andere weiterhin gute Geschäfte. Eine Reihe von Münchner Unternehmen hat sich auf Luxusbedürfnisse männlicher Kunden spezialisiert.

Pinseln für die Schönheit: In das Münchner Kosmetikstudio "Media Spa" haben nur Männer Zutritt. Auch andere Dienstleister machen hohe Umsätze mit Männer-Luxus. (Foto: Foto: Rumpf)

Von der Wirtschaftskrise zum Sparen gezwungen? Es gibt Menschen, für die das noch lange nicht bedeutet, dass sie auf den neuen Ferrari verzichten müssen. Nur wird der jetzt eben erst mal gemietet und nicht gleich gekauft. "Die Krise wirkt sich auf unser Geschäft sogar eher positiv aus", sagt Tina Peschel vom Luxusauto-Vermieter "Edel und stark". Dessen Kunden sind zu geschätzten 99Prozent Männer. "Anstatt jetzt eine große Summe Kapital mit dem Kauf eines Autos zu binden, wird lieber gemietet", sagt Peschel.So spüre man eine deutlich verstärkte Nachfrage nach der längerfristigen Miete der hauseigenen Ferraris, Lamborghinis oder Bentleys. Dieser Zuwachs gleiche den Rückgang im Geschäft mit russischen und arabischen Touristen mehr als aus. In der Krisen-Variante kostet Ferrari-Fahren nur noch 15000 Euro. Für drei Monate.

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Im Geschäft von Fred Schober könnte man einen Krisengewinnler vermuten. In seinem "Whiskey Shop tara" verkauft er mehr als 1000 verschiedene Sorten der hochprozentigen Spirituose. Ertränken nicht vielleicht viele der vorwiegend männlichen Kunden ihre Trauer über pulverisierte Wertpapierdepots in Schobers Whiskey? "Nein, davon spüren wir nichts", sagt der Geschäftsinhaber. Von der Wirtschaftskrise hat er bislang ohnehin nur aus den Medien erfahren, im eigenen Laden ist sie jedenfalls noch nicht angekommen. Das ist aber nicht bei allen Händlern von Alkoholika so:Mehrere große Weinhandlungen mit breitem - also weniger spezialisiertem - Sortiment berichten unisono, dass seit einiger Zeit weniger und billiger eingekauft wird.

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"Ein kräftiger Durchhänger" hat den Münchner Maßschneider "Masters Kingdom" gegen Ende des vergangenen Jahres aufgeschreckt. Seit einigen Wochen laufe das Geschäft nun aber wieder auf gewohntem Niveau. Die Schwächephase führt die Geschäftsleitung auf die Verunsicherung der Kunden zurück: "Die Münchner haben das Geld ja, sie wollten es eben zu der Zeit nur nicht ausgeben. Das ist jetzt nicht mehr so", heißt es.

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Ein Geschäftsleben zu wirtschaftlich guten Zeiten kennt Tünde Hartwieg gar nicht. Als die gelernte Krankenschwester sich vor einem Jahr selbständig machte, war die Krise schon nahe. An Optimismus mangelt es ihr trotzdem nicht: Der Mietvertrag für die Geschäftsräume hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Der Erfolg scheint ihr Recht zu geben: "Mit den Umsätzen bin ich jetzt schon mehr als zufrieden, was soll denn erst sein, wenn wieder ein Aufschwung kommt?" Hartwiegs Geschäftsidee: ein Kosmetikstudio nur für Männer. Und das ist wörtlich gemeint, Frauen haben zu "Media Spa" keinen Zutritt. Viele Männer schämten sich dafür, ins Kosmetikstudio zu gehen, sagt Hartwieg. Die Berührungsängste umgeht sie mithilfe von Gutscheinen. Die kaufen zumeist Frauen und werden dann an Männer verschenkt. Insofern sind die Kunden hier also doch weiblich. Damit Neulinge zu Stammgästen werden, hat die Betreiberin sich große Mühe gegeben, das Media Spa "irgendwie männlich" wirken zu lassen: Leder, gebürstetes Aluminium und indirektes Licht erinnern an die Business-Lounge eines Flughafens. Es gibt Männerzeitschriften und, wie Hartwieg es nennt, "männliche Getränke": Espresso, Cappuccino, Wasser.

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Eine Erklärung für das anhaltend gute Geschäft mit den Männern glaubt Mirko Pettene zu kennen. Er ist Geschäftsleiter des traditionsreichen Tabakgeschäfts Zigarren Zechbauer und verzeichnet seit Ende des vergangenen Jahres sogar steigende Umsätze. Auch bei Zechbauer sind die Kunden fast nur Männer. Pettenes Beobachtungen zufolge wollen Männer, die im Durchschnitt noch immer weitaus höhere Einkommen erzielen als Frauen, sich gerade in schwierigen Zeiten "ein bisschen was gönnen". Geholfen hat auch das Rauchverbot: Seit die Kunden ihre Zigarren fast nur noch in den eigenen vier Wänden genießen können, statten sie sich vermehrt mit teuren Utensilien wie Feuerzeugen, Aschenbechern oder Humidoren aus.

© SZ vom 15.04.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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