Löwenbräukeller:Ein Denkmal für die Bierpreis-Bremse

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Süffiger Auftritt: Kabarettist Christian Springer geht bei seiner Starkbierrede im Löwenbräukeller nicht gerade sanft mit den Opfern seines Spotts um. (Foto: Johannes Simon)

Kabarettist Christian Springer teilt beim Starkbieranstich kräftig aus

Von Thomas Becker

Rein von den Zahlen her schenken sich die Starkbiere nicht viel: 7,5 Prozent Alkohol, 18,3 Prozent Stammwürze, 68 Kalorien pro 100 Milliliter - so lauten die Werte am Nockherberg. Am Stiglmaierplatz sind es: 7,6 und 18,2 sowie 70. Vergleicht man jedoch die beiden Reden, welche die fünfte Jahreszeit eingeläutet haben, dann kommt die aus dem Löwenbräukeller um einiges schmackiger, saftiger rüber. Schuld daran ist Christian Springer. Am Abend zuvor hatte er noch warme Worte für die diesmal recht sanfte Kollegin Luise Kinseher alias Mama Bavaria beim Starkbieranstich am Nockherberg gefunden, deren Pointen im Paulanersaal zuweilen mit arg dünnem Applaus bedacht worden waren.

Er selbst geht nicht gerade sanft mit den Opfern seines Spotts um. Zuerst bekommt das Münchner Lieblingsdesaster sein Fett weg: die S-Bahn. Sie sei "praktizierte Nachhaltigkeit". Er schlägt vor, nicht gleich nach 55 Minuten Wartezeit wieder weiterzufahren, nachdem wieder mal zwei Ameisen auf die Oberleitung gebieselt haben. "Dann tät' ich stehenbleiben", verkündet Springer, "bis die Passagiere so lange in den Waggons liegen, bis sie ein schöner Kompost geworden sind."

An der bereits sagenumwobenen Bierpreis-Bremse kommt Springer nicht vorbei, warum sollte er auch? Dem Initiator, Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU), ruft er zu: "Passen 'S auf sich auf, Sie haben es mit den Wiesn-Wirten aufgenommen." Bekanntlich haben die Herrscher der Festzelte ziemlich übellaunig auf dessen Idee reagiert, den Bierpreis auf der Wiesn zu deckeln. Und die Verstimmung könnte sich nach Springers Prognose zu einer veritablen Vendetta auswachsen. Gegen deren Mut, so seine Einschätzung, sei jeder italienische Mafiosi-Jäger ein feiger Haderlump. "Wenn Sie eines Tages gefunden werden, im Eisbach, mit Maßkrug an den Füßen, wo aber kein Bier, sondern Beton drin ist, dann werde ich für ein Bronzedenkmal kämpfen." Ein Brunnen am Marienplatz soll es werden, mit einer Schmid-Figur, die in den Brunnen bieselt. Die Aufschrift: die Maß für 25 Euro.

Ernsthafter wird Christian Springer, als es um die Causa Scientology im Haus der Kunst geht ("Denen geht's nur um Macht und Geld"). Strenge Töne auch zur Verbannung der Trinker-Szene vom Hauptbahnhof: Ein Angebot müsse her für Therapie und für den Entzug. "Dann sag' ich gern: München, Weltstadt mit Herz. Und Verstand."

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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