Leonard Cohen in der Olympiahalle:Abgeklärt und weise

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Mit abgeklärter Altersweisheit hat Leonard Cohen sein Comeback nach 15 Jahren in der Olympiahalle zelebriert.

Ingeborg Schober und Konstantin Kaip

Passend zum Bühnen-Interieur mit Teppichen und Sesseln spielte die neunköpfige Band von Leonard Cohen in Wohnzimmerlautstärke, spanisch angehaucht, "Dance With Me To The End Of Love", "Bird On A Wire" und Liebesgeständnisse wie "Ain't No Cure For Love". Bei Symbolischerem wie "Future" oder "Everybody Knows", derzeit schon fast aktuelle Lieder, legte er in der halbvollen Olympiahalle geheimnisvoll die Hand übers Mikrofon, als würde er beten. Für Beifall bedankte er sich beim Publikum ganz stilvoll, indem er den Hut abnimmt und ans Herz legt.

"Die Stimme geht bis in die Knochen": Leonard Cohen in der Olympiahalle. (Foto: Foto:)

Schon vor Konzertbeginn fiel auf, wie unglaublich unterschiedliche Fans der große Cohen hat. Was aber ist dran an dem alten kanadischen Chansonnier, dass heute noch so viele Leute 90 Euro und mehr für eine Eintrittskarte hinlegen? Für die 54-jährige Inge Scheid, die extra aus Österreich angereist ist, ist die Antwort einfach: "Die Stimme geht bis in die Knochen. Und seine Texte sind so wahr", sagt sie mit glänzenden Augen.

Mit nostalgischer Schwärmerei habe das alles nichts zu tun, beteuert ihre Freundin Veronika Fiegl, die 25Jahre jünger ist und die gleiche Cohen-Leidenschaft pflegt. "Seine Musik macht mich ruhig und gleichzeitig wach."

Die Texte sind es auch, die den 19-jährigen Florian Degner begeistern. "Das gibt es heute kaum noch, dass die Texte lyrisch so viel hermachen, wie bei Famous Blue Raincoats". Auch das Urteil eines Kollegen ist in der Halle zu hören. "Der macht Musik, die extrem gut trösten kann in allen möglichen Situationen. Das kann er wie kein anderer", findet Martin Gretschmann, der selbst Musik macht - bei der Band The Notwists.

© SZ vom 07.10.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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