Lebensgeschichten:Josef Prechtl

Josef Prechtl, geboren am 16. April 1922 in Schwabing, wuchs in der Herzogstraße auf, seine Mutter war Hausfrau, der Vater arbeitete als Abteilungsleiter in einer größeren Firma. Das Kind litt an Epilepsie, im Februar 1927 wurde Josef in die Assoziationsanstalt Schönbrunn aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Bub knapp fünf Jahre alt.

In Schönbrunn verbrachte der Patient Josef Prechtl viele Jahre. Seine Eltern besuchten ihn häufig, Besserung stellte sich offenbar nicht ein. Er war 18 Jahre alt, als die Anstalt im September 1940 einen Meldebogen ausfüllte, der für die Zentrale der "Aktion T4" bestimmt war, deren Gutachter über Leben und Tod der gemeldeten Patienten entschieden. Prechtls Schicksal war damit besiegelt. Im Meldebogen hatte man ihn als "arbeitsunfähig" bezeichnet, womit er nach den menschenverachtenden Vorstellungen der Nazis das Leben verwirkt hatte. Hermann Pfannmüller, Gutachter und Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, hatte nach Kriegsbeginn geschrieben: "Die Vorstellung (ist) untragbar, dass beste, blühende Jugend an der Front ihr Leben lassen muss, damit verblödete Asoziale und unverantwortliche Antisoziale in den Anstalten ein gesichertes Dasein haben." Josef Prechtl wurde zunächst nach Eglfing-Haar deportiert und am 29. April 1941 in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz. Den Eltern teilte die Anstalt mit, ihr Sohn sei an einer Lungenentzündung gestorben.

© SZ vom 03.07.2018 / wg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: