"Mein Name ist Antje Wagner und ich bin aus dem Ortsverband Grünwald." Nun ist es so, dass die Grünen ihre Kreisvorsitzende eigentlich kennen, eine Vorstellung der Grünwalderin Wagner bei Versammlungen der Partei nicht zwingend notwendig ist. Doch manchmal ergibt es sich einfach. Etwa, wenn zur Kreisversammlung der Grünen samt Neuwahl des Vorstands nur 27 Stimmberechtigte - darunter natürlich die bisherigen und neuen Vorstandsmitglieder - den Weg in die Gepäckhalle des Giesinger Bahnhofs finden. Dann fordert die alte und neue Vorsitzende schon mal mit einer Vorstellungsrunde an.
Die Grünen haben also gewählt. Und sie werden künftig von einer weiblichen Doppelspitze geführt. Die 27 Mitglieder bestätigten einerseits die Grünwalderin Antje Wagner, die seit vier Jahren Co-Vorsitzende ist, im Amt - und stellten ihr als gleichberechtigte Sprecherin die 25-jährige Sabine Pilsinger zur Seite. Eigentlich ist es bei den Grünen Tradition, dass eine Frau und ein Mann gemeinsam einen Verband führen. Nach dem angekündigten Rückzug des bisherigen Sprechers Martin Wagner aber musste dessen Stelle neu besetzt werden - und der Vorstand sprach sich für das Nachwuchstalent Pilsinger aus.
Die Mitglieder folgten dieser Empfehlung mit großer Mehrheit. Ohnehin verlief die Kreisversammlung eher geräuschlos, ohne nennenswerte Dispute oder Querelen. Nur beim Thema Finanzen wurde es für einen kurzen Moment etwas lauter. Die Mitglieder kleinerer Ortsverbände verlangten angesichts der hervorragenden Finanzlage des Kreisverbandes mehr Unterstützung. Der Vorstand sicherte diese zu. Das Thema war schnell erledigt.
Ohnehin ging es an diesem Abend um Personen, also um wichtige Personalien, die die grünen Weichen für die Zukunft stellen sollen. Mit Sabine Pilsinger haben Antje Wagner und ihr bisheriger Co-Sprecher Martin Wagner ihre Wunschkandidatin durchgesetzt. Die Gräfelfingerin ist Politikwissenschaftlerin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro der innenpolitischen Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Katharina Schulze, auch aktiv in der Politik zugange.
"Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt. Das ist ein alter Spruch, aber er gilt heute immer noch und ist meine Motivation", sagte Pilsinger in ihrer Bewerbungsrede. Im nächsten Jahr wolle sie sich insbesondere um eine bessere Vernetzung der Ortsverbände untereinander sowie zwischen den Mitglieder in den Kommunen und dem Kreisvorstand bemühen. "Und ganz besonders will ich mich um den Nachwuchs bemühen. Wir Grünen sind da schon sehr weit, aber wir können noch viel mehr tun. Das ist eine große Aufgabe für die Zukunft." Dieser Aufgabe wolle sie sich mit "voller Kraft" widmen: "Und ich habe Lust und Luft."
Letztere fehlte dem bisherigen Sprecher Martin Wagner zusehends. "Ich habe den Kreisverband gerne geführt. Aber ich habe seit der Geburt meiner Tochter nicht mehr die Zeit, um alles auf einmal wuppen zu können", bedauerte der Unterschleißheimer seinen Rückzug. Denn: "Wir haben nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, erreicht. Aber wir haben viel erreicht." Die Zahlen sprechen für diese These. Hatten die Grünen im Jahr 2005 noch 229 Mitglieder, sind es heute 388. Der Kreisverband München Land ist der zweitgrößte im Freistaat, größer noch als jener der Stadt Nürnberg. "Darauf können wir schon stolz sein", sagte Antje Wagner, die sich ebenfalls mit einer leidenschaftlichen Rede an die Mitglieder wandte - aber auch für einen Lacher sorgte. Vergangenes Wochenende sei sie in Garzweiler gewesen, in einem der großen deutschen Braunkohlereviere. "Schön ist es da nicht", sagt Wagner - und zog ein Fazit: "Ich habe schon gemerkt, dass Kohle nicht die Energie unserer Zukunft ist." Eine wahre Erkenntnis für eine Grüne.
Der neue Kreisvorstand der Grünen München Land: Antje Wagner, Sabine Pilsinger (gleichberechtigte Sprecherinnen), Peter Triebswetter (Kassier), Volker Leib (Schriftführer), Helga-Keller-Zenth, Anna Schmidhuber, Ute Hirschfeld, Wolfgang Schmidhuber, Martin Wagner, Benni Adjei (Beisitzer).