Unterschleißheim:Umweg zum Abitur

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An den Fachoberschulen laufen diese Woche die Prüfungen. Etwa ein Fünftel der Schüler hat vorher aufgegeben

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Fachoberschulen sind derzeit der Renner im bayerischen Schulsystem. Im Gegensatz zu den anderen Schularten sagen die Prognosen auch für die nächsten Jahre steigende Schülerzahlen voraus. In Kombination mit Realschulen und den Mittlere-Reife-Zügen der Mittelschulen gelten sie als schonender Weg zum Fach- oder allgemeinen Abitur. Bereits 43 Prozent der bayerischen Studenten kommen von Fach- und Berufsoberschulen (FOS/BOS). 106 Fach- und 70 Berufsoberschulen gibt es aktuell im Land, Tendenz steigend.

Ganz so leicht ist der Weg zum Abitur allerdings nicht. In Schüler- und Frageportalen im Internet drehen sich viele Diskussionen um hohe Abbrecherraten während der halbjährigen Probezeit im ersten FOS/BOS-Jahr. Wie hoch die Zahl der Abbrecher tatsächlich ist, darüber herrscht Unklarheit, offenbar auch beim Kultusministerium. Dort nämlich liegen laut einer Sprecherin "plausible Daten für ganz Bayern nicht vor", wie es in einer Antwort auf eine Anfrage der SZ heißt.

In der neuen Fach- und Berufsoberschule in Unterschleißheim, wo diese Woche der erste Jahrgang sein Fachabitur ablegt, geht man von einer bisherigen "Nichtbestehensquote" deutlich unter 20 Prozent aus. Bei denjenigen, die vorher eine Realschule besuchten, liege die Quote bei rund zehn Prozent, heißt es aus dem Sekretariat. Die Quote umfasst auch Schülerinnen und Schüler, die sich an der FOS angemeldet haben und noch in den ersten Schulwochen in eine Ausbildung wechselten.

Die Gründe, warum Schüler die FOS oder BOS in der Probezeit verlassen, sind so vielschichtig wie die schulischen Laufbahnen. In der Fachoberschule sammeln sich ehemalige Gymnasiasten ebenso wie Mittelschüler des M-Zweigs. In der Berufsoberschule handelt es sich um Schüler mit Berufsausbildung, die manchmal erst auf der Schulbank merken, dass sie doch lieber in den Beruf zurückkehren. Andere besuchen die FOS nur, weil sie keine geeignete Lehrstelle gefunden haben, oder kehren ihr in letzter Sekunde den Rücken, weil sie doch eine berufliche Laufbahn vorziehen.

Weil vor allem diejenigen Schüler Probleme haben, die von Mittel- und Wirtschaftsschulen mit der Mittleren Reife an die FOS/BOS kommen, werden dort immer öfter Vorkurse und Vorklassen angeboten. Das vor die reguläre elfte Klasse geschobene Schuljahr bereitet sie intensiv auf die höheren Anforderungen vor, mit je zehn Stunden Mathematik und Englisch, dazu sieben Stunden Deutsch und Nebenfächern - pro Woche. Auch für reguläre Elftklässler gibt Förderangebote. In den vergangenen Jahren hat das Kultusministerium Brückenangebote wie Vorkurse, Förderunterricht im ersten Halbjahr der elften Klasse und Vorklassen kontinuierlich ausgeweitet. Im kommenden Schuljahr bieten rund 80 Prozent der staatlichen Fachoberschulen Vorklassen an, erstmals auch die Fachoberschule in Unterschleißheim.

Auch wenn das Kultusministerium aktuell keine plausiblen Daten zu den Abbrecher- und Durchfallerquoten an den beruflichen Oberschulen hat, ist zumindest im Bayerischen Staatsanzeiger vom 23. November 2012 das Ergebnis einer entsprechenden Anfrage im Landtag nachzulesen. Danach haben im Schuljahr 2011/12 exakt 16,6 Prozent der bayerischen Fachoberschüler die Probezeit nicht bestanden. In den Schuljahren seit 2004/2005 schwankte der Anteil stets zwischen 15,2 Prozent und 21,6 Prozent.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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