Unterschleißheim:E-Bikes statt Parkraum

Lesezeit: 1 min

Stadt prüft Ausnahme von der Stellplatzsatzung

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Sind ausreichend Parkplätze für Wohnungen notwendige Voraussetzung, um die Autos von der Straße zu holen - oder sind sie in Zeiten veränderter Mobilitätsoptionen im Gegenteil kontraproduktiv, weil sie Wohnraum weiter verteuern? An einem Wohnungsbauprojekt in Lohhof muss der Unterschleißheimer Stadtrat nun seine Prioritäten definieren. Die Baugenossenschaft Ober- und Unterschleißheim will an der Alleestraße eine ihrer ältesten Wohnanlagen erweitern. In den sieben Blöcken mit derzeit 54 Wohnungen sollen bei der anstehenden Modernisierung der Häuser die Dächer ausgebaut werden, sodass weitere 14 Wohnungen entstehen.

Das Problem ist: Für die 54 Wohnungen der Anlage waren einst nur acht Parkplätze angelegt worden. Der aktuelle Stellplatzschlüssel der Stadt fordert je Wohnung 1,5 Parkplätze, was bedeutet, dass für die nach Aufstockung und Umbau neu zu bewertende Anlage 102 Parkplätze notwendig würden. Die Baugenossenschaft hat dies als nicht darstellbar bezeichnet. Bei einer Umlage des Investitionsaufwands auf die Mieten könne dann von günstigem Wohnen nicht mehr die Rede sein. Die Genossenschaft will nun in einer Tiefgarage 45 Stellplätze anlegen und dazu ein modernes Mobilitätskonzept organisieren und finanzieren: Carsharing, E-Bikes, die von der Hausgemeinschaft genutzt werden können, und eine E-Ladestation für Autos und Fahrräder, die durch Fotovoltaikanlagen auf dem Dach gespeist wird.

Das Stadtbauamt hat empfohlen, diesen modernen Ansatz zu akzeptieren. Als "goldene Brücke" sollte der Verzicht auf den Stellplatzschlüssel für den Altbestand zugestanden werden; für die Erweiterung würde er dann mit der geplanten Tiefgarage erfüllt. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) betonte, dass angesichts der bestehenden acht Parkplätze schon eine Tiefgarage mit 45 Plätzen eine Verbesserung für das Quartier brächte. Im Bauausschuss des Stadtrats aber gab es von CSU und Freier Bürgerschaft Gegenwind. Martin Reichart (FB) regte an, die Tiefgarage anders zu konstruieren, sodass sie mindestens 70 Plätze bieten könne, Theo Pregler (CSU) schlug vor, den gegenüberliegenden Kinderspielplatz der Stadt für eine zusätzliche Tiefgarage zur Verfügung zu stellen. Jürgen Radtke (Grüne) lehnte dies als kontraproduktiv ab. "Der Antrag geht genau in die richtige Richtung", lobte er die Baugenossenschaft, alternative Mobilität müsse durch derartige Initiativen durchgesetzt werden. Schließlich wurde die Baugenossenschaft beauftragt, die angeregten Optionen für eine Ausweitung der Parkplätze zu überprüfen und dann noch einmal im Ausschuss vorzustellen.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: