Unterschleißheim:Druck hinter den Kulissen

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Werden die Traglufthallen des Landkreises für Flüchtlinge nicht rechtzeitig fertig, muss Unterschleißheim Zelte aufstellen

Von alexandra vettori, Unterschleißheim

Fix ist es offiziell immer noch nicht. Doch wenn alle Stricke reißen, werden auf dem Unterschleißheimer Volksfestplatz die ersten Zelte für Flüchtlinge im Landkreis München aufgestellt. Die Entscheidung im Landratsamt fällt spätestens am Freitag, 10. Juli. Derzeit lässt das Landratsamt in Taufkirchen und Neubiberg die ersten Traglufthallen errichten. Bis Mitte Juli sollen sie bezugsfertig sein und Platz für 300 Menschen schaffen. Verzögert sich die Fertigstellung, muss in Unterschleißheim eine Zeltanlage aufgestellt werden.

Fünf Zelte für je 20 Personen werden das Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk dann auf dem Volksfestplatz aufbauen. Nach dem Drei-Schienen-Modell des Landkreises handelt es sich dabei aber nur um eine kurzzeitige Unterbringung für ein bis maximal zwei Wochen, so lange, bis die Traglufthallen fertig sind. Im Münchner Landratsamt geht man offiziell noch davon aus, dass dieses Szenario nicht eintreten wird, hinter den Kulissen ist man sich da dem Vernehmen nach aber nicht so sicher. Immerhin sollen bis Ende Juli auch die 95 Asylbewerber, die derzeit in der Turnhalle der Rupert-Egenberger-Schule untergebracht sind, wieder ausziehen können. Sie ziehen dann voraussichtlich in die Traglufthallen um, von denen noch weitere im Landkreis geplant sind. Wie mehrfach berichtet, muss der Landkreis bis zum Herbst voraussichtlich weitere 2000 Flüchtlinge unterbringen, was mit den derzeitigen Unterkünften nicht zu bewerkstelligen ist.

Das Wohnheim A1 in der Unterschleißheimer Siemensstraße beherbergt schon seit Monaten 64 Personen. Außerdem wird nur ein paar Häuser weiter demnächst ein Bürobau umgebaut. Das Landratsamt München teilte auf Nachfrage der Unterschleißheimer Stadtverwaltung mit, dass die Regierung von Oberbayern die Mietkosten anerkannt hat, sodass die Immobilien nun umgebaut werden können. 200 Flüchtlinge sollen dort noch in diesem Jahr unterkommen.

Außer einigen Hetz-Flugblättern einer Münchner Neonazigruppe überwiegt in Unterschleißheim bei Weitem die Hilfsbereitschaft. Wie Barbara Nottebrock vom Unterschleißheimer Caritas-Zentrum und dem örtlichen Helferkreis betont, haben sich auf den neuerlichen Aufruf wieder viele Menschen gemeldet, die Deutschkurse geben möchten oder bereit sind, anderweitig zu helfen. Allerdings, betonte auch Barbara Nottebrock, dass alle Helfer, Hauptamtliche wie Ehrenamtliche, wegen der stetig steigenden Zahl der Flüchtlinge am Anschlag arbeiteten. "Wir können nur noch Basisarbeit leisten und kaum noch auf die Befindlichkeiten Einzelner reagieren", so Nottebrock.

Auch die Spendenbereitschaft ist nach wie vor groß, so haben die Unterschleißheimer Gymnasiasten Sportschuhe und T-Shirts für die Turnhallen-Flüchtlinge gespendet, allerdings hat es nicht für alle gereicht. Wer noch Männerkleidung und Schuhe daheim hat, kann diese in der Arbeiterwohlfahrt-Kleiderkammer Klawotte abgeben. Dort dürfen auch die Unterschleißheimer Asylbewerber vergünstigt einkaufen.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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