Unterschleißheim:Das tut's noch

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Adelheid Seibold und ihr Enkel Jonas lassen einen DVD-Player richten. (Foto: Robert Haas)

Im Repair-Café werden defekte Geräte wieder hergerichtet

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Eine kaputte Kaffeemaschine, eine Teichpumpe, ein CD-Player und ein Laptop, das ist es, was die Unterschleißheimer Bürger zum ersten Repair-Café gebracht haben. Martin Birzl ist mit der Premiere trotzdem zufrieden. "Wir hätten schon ein paar mehr verarzten können, aber es waren viele Interessierte da, die erst mal schauen wollten", sagt der Sprecher der Agenda-Gruppe und fügt hinzu: "Sicher war auch das schöne Wetter kontraproduktiv."

Wenn das neue Angebot - gemeinsame Reparatur kaputter Elektro- und Haushaltsgeräte durch versierte Tüftler - erst einmal bekannter sei, werde sich die Idee auch in Unterschleißheim durchsetzen, ist Birzl überzeugt. Im Mai wird wegen der Feiertage ausgesetzt, von Juni an aber soll der Reparatur-Treff regelmäßig stattfinden, jeden ersten Freitag im Monat von 14 bis 16 Uhr im Wohnheim der Pfennigparade an der Keplerstraße 2.

Angesichts mangelnder Aufgaben kamen Teichpumpe, Kaffeemaschine und Co. in den Genuss des geballten Fachwissens, das sich an diesem Nachmittag im Gemeinschaftsraum des Wohnheims versammelt hatte. Auf den großen, mit Matten und Vliesen abgedeckten Tischen lagen Schraubenzieher, Feinwerkzeug und Prüfgeräte, daneben dufteten Kuchen und Kaffee. Erst zerlegen, dann wegschmeißen, laute seine Devise, erklärt Stephan Uffinger, der einer der Helfer ist. Oft seien nur kleinste Bauteile defekt, die man für Cent-Beträge ersetzen könne. "Aber die Geräte landen meist trotzdem auf dem Müll." Uffinger arbeitet eigentlich im Vertrieb, hat aber Elektriker gelernt und ist leidenschaftlicher Tüftler. "Es gibt nichts, was ich nicht anlange", sagt er. Was ihn am Repair-Café reizt? Hier treffe er Gleichgesinnte. "Da kann man noch was lernen."

Ein Dutzend reparaturaffine Fachleute gehören zum Stamm. Die Leute hätten sich rasch gemeldet, nachdem die ersten Aufrufe in der örtlichen Presse erfolgten, berichtet Martin Birzl. Die meisten seien Elektrotechniker, auch ein paar Maschineningenieure und Computerfachleute, teils in Rente, viele aber auch im Berufsleben seien dabei. Über den Laptop gebeugt sitzt ein Mann in mittleren Jahren, seinen Beruf gibt er mit Computerfachmann und Umweltingenieur an. Er ist aus Umweltbewusstsein bei der neuen Reparaturbewegung dabei und aus Ärger über die Hersteller, die Geräte so bauten, dass Reparaturen erschwert würden. Indem sie Gehäuse zum Beispiel mit Schrauben verschließen, die man nur in eine Richtung drehen kann - nämlich zu. Stephan Uffinger steht daneben. Er kennt das Problem und hat eine Lösung: "Ich fräse noch einen Schlitz in die Schraube. Fertig!"

An der Kaffeemaschine arbeiten sie mittlerweile zu dritt, seit einer Stunde. "Was das an Arbeitszeit kosten würde", ruft einer aus. Die Besitzerin der Kaffeemaschine lächelt. Hier geht es gegen Spende, der guten Sache wegen. Ludwig Madl untersucht ebenfalls das Innenleben des Kaffeeautomaten. Er ist Elektrotechniker und macht mit, weil das Reparieren Spaß macht und er das Erfolgserlebnis schätzt. "Das hat man ja im Beruf nicht jeden Tag." Mit dabei auch die "Zeitgeister" von der Unterschleißheimer Freiwilligenbörse. Sie stellen eine stattliche Zahl der anwesenden Fachmänner wie Hans-Joachim Kippe. Für ihn hat sich die Teilnahme gelohnt. Auch wenn nicht allzu viel repariert wurde. "Ich habe einige Leute kennengelernt, die man um Rat fragen kann, wenn man mal ein Problem hat."

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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