Unterschleißheim:Auf der Zielgeraden

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Beim Frühlingsfest der Ditib-Gemeinde am Weiher. (Foto: Florian Peljak)

Ein letztes Mal feiert die Ditib-Gemeinde ihr Frühlingsfest in Zelten

Von alexandra vettori, Unterschleißheim

Wenn das Haus noch nicht fertig ist, dann wird eben in Zelten gefeiert. Bereits zum dritten Mal hat die muslimische Ditib-Gemeinde ein Frühlingsfest auf ihrer Wiese am Furtweg veranstaltet, es wird, so viel steht fest, das letzte Fest im Zelt sein. Denn der Fatih-Moscheeverein ist auf der Zielgeraden zu den eigenen vier Wänden, in einigen Wochen schon könnte der lang gehegte Traum in Erfüllung gehen. Es wird zwar vorerst nur ein Container-Provisorium werden, doch der Bauantrag liegt gerade im Rathaus zur Bearbeitung, der Stadtrat hat schon Wohlwollen signalisiert. Stadtverwaltung und Muslime haben jetzt auch wieder ein wenig mehr Luft, der Besitzer der zwei Kellerräume im Hotel am Unterschleißheimer Bahnhof, wo der Moscheeverein seit fast 20 Jahren seine Gebets- und Versammlungsräume unterhält, hat den zum Frühjahr gekündigten Vertrag noch einmal bis September verlängert.

Deshalb hat auch alles so schnell gehen müssen mit dem neuen Domizil, so schnell, dass sich eine ganze Reihe von Anwohnern überrumpelt fühlte, als Anfang des Jahres plötzlich so konkret von einer Moschee am Furtweg die Rede war. Vor allem Verkehrsprobleme befürchtete man. Von der Stadt gekauft hat der Unterschleißheimer Moscheeverein das Grundstück schon vor über zwei Jahren. 2000 Quadratmeter, am nördlichen Ortsrand direkt am Lärmschutzwall zur Autobahn, der nächste Nachbar ist die Rot-Kreuz-Station, sonst sind die umliegenden Wohnhäuser von einem dichten Grünzug abgetrennt. Ein idealer Standort für ein Gebets- und Kulturzentrum also, wäre nicht die Verkehrserschließung, die auf dem schmalen Furtweg durch Wohngebiete verläuft. Eigentlich hatte die Stadt vor, zuerst eine neue Zufahrt über den Andreas-Danzer-Weg zu schaffen, der ohnehin ausgebaut werden soll. Doch dann kam die Kündigung für die Moschee dazwischen. Immerhin hat der Stadtrat kürzlich eine Studie zum Ausbau des Wegs in Auftrag gegeben.

An diesem frühen Samstagnachmittag ist beim Moscheeverein von der Hektik, die kurz nach der Kündigung herrschte, nichts mehr zu spüren. Das Frühlingsfest ist gerade am Anlaufen, noch passen die Autos der Besucher auf das eigene Grundstück, ein paar Kinder toben auf der Hüpfburg der Allianz Versicherung, die auch einen Infostand betreibt. Im Zelt daneben drängen sich Frauen um Tupperware, der Moderator übt ein Zelt weiter seine Stimme. Özcan Bölen kommt aus dem Gastrozelt, wo die Frauen mitgebrachte Süßigkeiten und Gebäckteile auf Platten laden und die Männer am Kebab- und Steckerlfischgrill stehen. Sie wischt ihre Finger ab, und lächelt in die Runde: "Es ist alles im Fluss, jetzt muss man einfach abwarten", sagt sie. Die Container, die der Verein für 8000 Euro gekauft hat, und die früher ein Kindergarten waren, sind zwischengelagert. Sobald die Baugenehmigung aus dem Rathaus vorliegt, können sie antransportiert werden. Der Moscheeverein habe natürlich auch alle Nachbarn zu seinem Frühlingsfest eingeladen, betont Bölen, Stadträte und Interessierte sowieso. "Es hat keine Klagen mehr gegeben", sagt sie erleichtert. Das Frühlingsfest solle den Leuten auch die Möglichkeit bieten, sich die künftigen Nachbarn genauer anzusehen und sich davon zu überzeugen, dass da keine finsteren Fundamentalisten anrücken.

Um die Container so schnell wie möglich aufstellen zu können, wollte das Unterschleißheimer Rathaus ursprünglich den Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren erstellen. Bei der übergeordneten Baubehörde im Landratsamt München aber kam man nach rechtlicher Abwägung zu dem Ergebnis, dass aufgrund der exponierten Lage des Grundstücks der ausschlaggebende Faktor der Innenentwicklung nicht gegeben sei. Zeitverlust entsteht dadurch zwar nicht, aber Kosten. Denn im regulären Verfahren muss der Moscheeverein jetzt auch einen Umweltbericht erstellen und Ausgleichsflächen bilanzieren, voraussichtlich 924 Quadratmeter.

Immerhin ein Gutes hat das künftige Container-Provisorium: Die Diskussion um ein mögliches Minarett oder die Höhe der ersten sichtbaren Moschee in Unterschleißheim ist vorerst allen erspart geblieben.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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