Treffpunkt gesucht:Ein Dach und ein Licht

Lesezeit: 3 min

Moritz Alkofer, Yann Kippe, Benedict Englisch und Leon Hösch (von links). (Foto: Schunk)

Pullachs Jugendliche wünschen sich mehr Freiraum - dafür bringen sie sich aktiv ein

Von Konstantin Kaip, Pullach

Zur Jugendbürgerversammlung am Montag, 9. November, im Pullacher Bürgerhaus (Beginn: 17.30 Uhr) sind knapp 1100 Pullacher im Alter zwischen zwölf und 22 eingeladen. Leon Hösch, 18, Moritz Alkofer, Benedict Englisch und Yann Kippe, alle 17, werden auf jeden Fall hingehen. Wie auch im vergangenen Jahr, als das Plenum zum ersten Mal stattfand. Die vier Gymnasiasten haben sich damals in eine Liste eingetragen, die der Jugendreferent Martin Eibeler (FDP) verteilt hatte - für ein "Jugendparlament", das sich um die Belange ihrer Altersklasse kümmern sollte. "Wir sind die einzigen, die übrig geblieben sind", sagt Yann und grinst.

Die Versammlung am Montag steht ganz im Zeichen des Ortsentwicklungsplanes. Nach der Auftaktveranstaltung, einem Spaziergang und einer Radtour für die Erwachsenen soll die Bestandsaufnahme nun mit den Jüngeren fortgesetzt werden: Was sind die Stärken und Schwächen der Gemeinde? Was wünschen sich die Jugendlichen in Pullach? Um das zu erläutern, haben sich die Freunde zu einer kleinen Tour bereit erklärt und sind zur Freizeitstätte Freiraum gekommen. Wobei sie gleich klar machen, dass die eher was für die Jüngeren ist. Für Bastelkurse und Kindergeburtstage bis 13. Bei den über 14-Jährigen gelte der Treff unterhalb der Grundschule als "uncool", sagt Benedict. Schon allein, weil der um Mitternacht schließt und man nicht in seinen Geburtstag reinfeiern kann. "In Pullach gibt es eigentlich nichts für unser Alter", sagt er. Zum Feiern fahre man nach München oder treffe sich bei Freunden. Auch das Café Treibhaus sei eher eine "absolute Notlösung", wo man vielleicht mal Fußball schaue, sagt Moritz. Was er sich wünschen würde, wäre ein Ort, wo man sich auch mal im Winter für eine Stunde treffen könnte. Das müsse nicht unbedingt ein Jugendcafé sein, wie es immer mal wieder im Gespräch war. "Wir sind da nicht so anspruchsvoll", sagt Moritz. "Es geht eigentlich um ein Dach und Licht." Ein Pavillon würde ihnen reichen.

Über den Kirchplatz geht es zum Mittelpunkt Pullachs für die Jugendlichen: dem neu gestalteten Skatepark. Die vier Freunde haben die Eröffnungsparty organisiert, ein Erfolg, von dem sie auch am Montag berichten wollen. "Hier ist eigentlich immer was los", sagt Yann zwischen Basketballspielern, BMX-Fahrern, Skatern und Kindern mit Rollern. Dass es seit der Neueröffnung so viele Beschwerden von Anwohnern gab, können sie nicht ganz nachvollziehen. "Randale" mit 60 Jugendlichen und kaputten Bierflaschen habe es schon vorher gegeben. Nun sei es sogar besser geworden. Die Jugendlichen respektierten die Anlage, sagt Yann, auch weil sie viele gute Street Boarder von anderswo anziehe. "Ein offene Halfpipe in der Größe gibt es nicht so oft", sagt er stolz. Dass der Zaun um 21 Uhr abgeschlossen wird, sei "die richtige Entscheidung", findet Moritz. Die Skater seien dann meist eh schon weg. Nur die ständigen Polizeikontrollen nerven, finden die Freunde und berichten von Taschen- und Handykontrollen am Nachmittag. "Man macht sich verdächtig, nur weil man zum Skaten geht", sagt Yann.

Die vier haben viele Ideen und Wünsche: ein schönes Graffito an der BND-Mauer, einen Wasserspender an der Skateanlage, einen Container mit Sofas wie beim "Postwaggon" in Baierbrunn, und ein Open-Air-Kino würden sie auch gern veranstalten. Nur wo, ohne die Nachbarn zu stören? Darüber sinnieren sie auf dem Weg zum Isarbänkchen am Burgweg, einem ihrer Lieblingsplätze. Hier, wo sie sich in oft kleinen Gruppen treffen und den großartigen Blick auf die Isarauen genießen, stellen alle fest, wie schön Pullach ist. "Super für Kinder und Rentner", sagt Moritz. Aber für Jugendliche eben manchmal ein bisschen zu fad.

Die Bereitschaft, das zu ändern, sei auch bei den Gemeindepolitikern spürbar, sagen die Freunde. Nur müssten eben die Jugendlichen auch etwas dafür tun. Besonders die Gruppe der 14- bis 16-Jährigen wollen sie mit ihrem Bericht am Montag motivieren, sich einzubringen. Denn sie selbst, sagen alle vier, seien mittlerweile in der Schule viel zu sehr eingespannt. Und außerdem betreffe sie ein Jugendtreff bald nicht mehr. Schließlich blieben sie alle noch höchstens zwei Jahre in Pullach. "Wenn ich das Abi hab'", sagt Yann, "bin ich erstmal weg."

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: