Sozialpolitik:Caritas verteidigt Lebensmittelausgaben

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In der aktuellen Diskussion um Lebensmitteltafeln hat sich die Caritas zu Wort gemeldet. Es sei eine "unverzichtbare ethische Verpflichtung, arme Menschen materiell zu unterstützen", sagt die bisherige Caritas-Kreisgeschäftsführerin Gabriele Stark-Angermeier. Die neue Vorstandsfrau des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising betont zugleich, dass die Caritas in München und Oberbayern an den Tafeln und Lebensmitteltischen, die der Verband begleitet und organisiert, immer auch eine Sozialberatung für die Bedürftigen anbiete. "Darauf legen wir großen Wert, um eventuell weitere Hilfen durch das Caritas-Zentrum oder eine andere Einrichtung anzubieten oder einzuleiten."

Stark-Angermeier ist kürzlich in den Caritas-Vorstand aufgestiegen. Ihr Nachfolger in der Geschäftsführung der Caritas im Landkreis München ist seit Anfang März Matthias Hilzensauer. Der größte Wohlfahrtsverband Bayerns wolle mit seiner Sozialarbeit darauf hinwirken, Wege aus der Armut aufzuzeigen, so Stark-Angermeier. "Unser Ziel ist nicht, dass die Tafeln wachsen, denn sie dokumentieren einen sozialen Missstand. Wir wollen, dass wir Tafeln und Lebensmitteltische langfristig überhaupt nicht mehr brauchen." Momentan allerdings verfestige sich die Bedürftigkeit, die Zahl der Bezieher steige, es gebe teilweise Wartelisten. Nicht nur anerkannte Asylbewerber, die auf dem Arbeitsmarkt nicht so schnell eine Beschäftigung finden, kommen nach Angaben der Caritas zu den Tischen, sondern auch immer mehr Senioren sowie Alleinerziehende. Die Caritas betreibt sieben Essensausgaben im Landkreis München. Kriterium für einen Berechtigungsausweis, um gespendete Lebensmittel zu erhalten, ist der Bezug von Arbeitslosengeld II, Grundsicherung oder Niedrigeinkommen.

Die Tafeln entstanden mit Einführung der Hartz-IV-Gesetze im Jahr 2005. "Wir merkten in der sozialen Beratung sehr schnell, dass die Klienten nicht mehr mit den reduzierten Leistungen auskamen", erläutert Stark-Angermeier. "Insofern entwickelten sich die Tafeln zum Lückenbüßer für die Politik." Erwartungen, Forderungen oder gar Vorwürfe von Seiten der Politik seien daher fehl am Platz.

© SZ vom 14.03.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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