Regionaler Anbau:Per Mausklick zum Bauern

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Bio, fair und aus der Umgebung: Mehr und mehr Menschen kaufen ihre Lebensmittel bewusst nach Qualitätskriterien ein. Ein Portal des Landratsamts soll ihnen dabei helfen und örtliche Erzeuger stärken.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Wie wäre es mal mit Bauerngeräuchertem aus eigener Selchkammer in Taufkirchen oder Nicola, festkochend, direkt vom Acker in der Nähe von Unterhaching? Klingt verlockend. Gerne darf's auch mal ein Ayinger Vollkornbrot aus frisch vermahlenem Bioland-Getreide aus der Region sein oder original Ismaninger Kraut. Regionale Produkte liegen seit einigen Jahren im Trend, die Leute wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie hergestellt werden.

Die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) betreibt im Auftrag des bayerischen Landwirtschaftsministeriums seit vier Jahren ein Regionalportal im Internet, das dem Verbraucher ermöglichen soll, mit einem Klick den Weg zum nächsten Hofladen zu finden oder die Antwort auf die Frage: Gibt es für das nächste Familienfest einen bäuerlichen Partyservice in unmittelbarer Nähe? Der Landkreis München hat sich nun diesem Portal angeschlossen, unter "gutesausdem.landkreis-muenchen.de" ist zusammengestellt, wo im Landkreis München Lebensmittel direkt vom Erzeuger zu kaufen sind, welche Gaststätten Wert auf die Verwendung regionaler Produkte legen, wer Bioprodukte verarbeitet und wann die Bauermärkte in den Gemeinden geöffnet haben.

Der Landkreis will damit Erzeuger und Verbraucher auf möglichst direktem Weg in Kontakt bringen. Es soll erkennbar sein, wer mit wem zusammenarbeitet und wer sich wo engagiert. "Regionale Kreisläufe basieren häufig auf ideellen Zusammenschlüssen und starken Erzeugergemeinschaften", schreibt die LfL und betont: "Kurze Wege stehen für eine Vielzahl von Vorzügen regionaler Kreisläufe, zum Beispiel Nähe, Ursprünglichkeit, Frische, Originalität, Erhalt von Kaufkraft in der Region und Wertschöpfung beim Erzeuger." Wer nebenan einkaufe, leiste einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Region.

Die örtlichen Bauern mit ins Boot geholt

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Der Landkreis unterstützt nun doch Fairtrade-Produkte und startet zudem eine Kampagne für regionale Lebensmittel.

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Dies zu fördern hat sich der Kreistag seit vergangenem September zum Ziel gesetzt, als er die Kampagne "Regional - fair - bio" auf den Weg brachte. Der Landkreis will damit die Vermarktung von regionalen, biologischen und fair gehandelten Lebensmitteln unterstützen und zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Ernährung beitragen sowie die lokale Landwirtschaft stärken. Die drei Qualitätskriterien sollen dabei ohne Interessenskonflikt nebeneinanderstehen können. Das mag plausibel, geradezu banal klingen, war es in der damaligen Diskussion in den Kreisgremien aber nicht.

Zunächst war es in einem Antrag der Grünen nur um das Fairtrade-Siegel für den Landkreis gegangen, was Landrat Christoph Göbel (CSU) befürwortete, bei einem Teil der Kreisräte - vor allem bei den Landwirten im Gremium - aber auf Ablehnung stieß. Man holte die Bauern aus dem Landkreis schließlich mit ins Boot, indem mit der Kampagne außer dem fairen Handel und den biologischen Produkten auch die heimischen Produzenten unterstützt werden sollen.

Einige landwirtschaftliche Erzeuger, Verarbeiter, Märkte und Gastronomiebetriebe im Landkreis haben sich bereits auf dem Regionalportal registriert, doch das bisherige Angebot ist noch übersichtlich. "Es sind längst nicht alle", sagt Evelyn Reisner, die das Projekt im Landratsamt betreut. Sie wünscht sich möglichst viele Anbieter, "um das Portal für die Verbraucher im Landkreis attraktiv zu machen". Der Eintrag sei kostenlos, und biete zudem die Möglichkeit, auf das Angebotsspektrum, die Arbeitsweise und die Betriebsphilosophie hinzuweisen, wirbt das Landratsamt bei den Anbietern für eine Teilnahme an dem Projekt. Interessant für Bürger, die am Rande des Landkreises wohnten, sei zudem die Möglichkeit der Anbieter-Suche über die Landkreisgrenze hinaus.

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Die Kampagne "Regional - fair - bio" soll sich nicht allein auf die Online-Vernetzung beschränken. Der Kreistag will sich zudem um den Titel "Fairtrade Landkreis" bemühen. So strebt die Verwaltung an, in den Kantinen des Landratsamt und den kreiseigenen Bildungseinrichtungen möglichst regionale, faire und biologische Produkte zu verwenden. Auch soll ein solches Verpflegungskonzept für die Veranstaltungen des Landratsamts entwickelt werden.

© SZ vom 02.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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