Prozess gegen Schweizer Schläger:Jetzt redet der Angeklagte

Lesezeit: 1 min

Bislang schweigen sie - die drei Schweizer Schüler, die am Sendlinger Tor in München Passanten brutal verprügelt haben sollen. Nun kommt Bewegung in den Fall. Denn einer der Angeklagten kündigt ein Geständnis an.

Bislang haben sie geschwiegen, die drei Schweizer Schüler, die in der Nacht zum 1. Juli des vergangenen Jahres fünf Passanten in München brutal zusammengeschlagen haben sollen. Ihre Anwälte haben es den jungen Männern so geraten.

Am Sendlinger-Tor-Platz in München sollen die Schweizer Jugendlichen Passanten brutal zusammengeschlagen haben. (Foto: dpa)

Nun könnte die Mauer des Schweigens brechen. Denn einer der Angeklagten hat für diesen Donnerstag überraschend ein Geständnis angekündigt. Der Verteidiger des heute 18-Jährigen, Steffen Ufer, sagte am Mittwochabend, dass sein Mandant im Prozess vor dem Landgericht München aussagen werde. Er wolle ein Geständnis wiederholen, das er zuvor bei der polizeilichen Vernehmung abgelegt hatte. Darin werde er einräumen, an einer Körperverletzung teilgenommen zu haben, sagte sein Anwalt.

Ufer ist erst seit kurzer Zeit als Anwalt des Angeklagten tätig. Er erhob schwere Vorwürfe gegen seinen Vorgänger: "Er hat einen jungen Menschen, der bei der Polizei schon alles gestanden hatte, wie einen Mafioso verteidigt."

Eigentlich waren für diesen Donnerstag die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung in dem viel beachteten Fall vorgesehen - diese werden somit wohl nicht stattfinden.

Die drei Schweizer Jugendlichen stehen wegen Mordversuchs vor Gericht. Sie sollen während einer Klassenfahrt ihrer Berufsschule fünf Passanten in München brutal zusammengeschlagen haben. Nach Angaben der Ermittler waren die Schüler alkoholisiert, als sie beschlossen, beliebige Personen zu attackieren.

Schmerzensgeld für Opfer

Einen Kaufmann, der sich auf dem Weg zu seinem Hotel befand, prügelten die Jugendlichen laut Anklage zu Boden und verletzten ihn mit Fußtritten gegen den Kopf. Wie ein Sachverständiger aussagte, wurden die Schläge dabei mit einer Wucht ausgeführt, die rund 400 Kilogramm entspricht. Laut Staatsanwaltschaft hatte einer der Jugendlichen bei seiner Vernehmung jedoch erklärt, er und seine Kameraden hätten die Taten begangen "um ein bisschen Spaß zu haben".

Ufer sagte, sein Mandant habe sich nicht vorstellen können, dass dabei jemand zu Tode kommt und hatte keine Tötungsabsichten. Mit dem Anwalt des Opfers habe er über einen Täter-Opfer-Ausgleich und Schmerzensgeld gesprochen, sagte der Verteidiger. Einen Betrag nannte er aber nicht.

Da die Jugendlichen bei der Tat alle unter 18 Jahre alt waren, findet das Verfahren nach dem Jugendstrafrecht statt, das eine Höchststrafe von zehn Jahren vorsieht. Die Öffentlichkeit war während der gesamten Verhandlung ausgeschlossen. Der Prozess begann bereits im März dieses Jahres. Die drei Schüler befinden sich mittlerweile seit über 15 Monaten in Untersuchungshaft.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: