Projekttag:Lehrreiche Wasserspiele

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Wasserkraft braucht keine Muskeln: Die Umweltpädagogin Simone Gerhardt erklärt den Kindern, dass Wasserkraft ein bestimmtes Gefälle braucht. (Foto: Florian Peljak)

Selbst in Ismaning gibt es Kinder, die noch nie an der Isar waren. Diese Erkenntnis ließ Museumspädagogin Birgit Bayer nicht mehr los. Sie organisierte einen Projekttag, an dem Grundschüler ein Bewusstsein für die Natur und den Fluss im Speziellen vermittelt wurde

Von David Knapp, Ismaning

So richtig glücklich ist Leonardo nicht. Der Drittklässler der Grundschule am Kirchplatz hat soeben aus einem Schaschlikspieß, vier Eislöffeln und einer Knetkugel ein Wasserrad gebastelt. Und es ist offenkundig nicht ganz so geworden, wie er sich das vorgestellt hatte. Dabei geht es bei dem Projekttag nicht darum, einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen, sondern um Funktionalität. "Die Kinder erfahren hier anschaulich, wie ein Wasserrad funktioniert. Sie experimentieren und sollen so viel wie möglich selber machen", sagt Simone Gerhardt, Umweltpädagogin und promovierte Naturwissenschaftlerin. Gerhardt betreut eine der sieben Stationen, an denen die Grundschüler mehr über die Isar im speziellen und den Lebensraum Wasser im allgemeinen lernen können.

Die Isar kennt in Ismaning jedes Kind. Das sollte man meinen. Dass dem aber keineswegs so ist, überraschte Birgit Bayer schon ein wenig. Schließlich fließt der mächtige Fluss im Westen an der ganzen Gemeinde entlang, ist damit omnipräsent und ortsbestimmend. "In Gesprächen mit Lehrerinnen ist jedoch herausgekommen, dass manche Kinder noch nie an der Isar waren", berichtet Bayer, die im Ismaninger Schlossmuseum arbeitet. "Daraufhin hatte ich die Idee, das Projekt zu entwickeln."

Die Museumspädagogin nahm Kontakt zu den beiden örtlichen Grundschulen auf. Aus ihrer fixen Idee entstand der Projekttag "Von der Isar in den Schlosspark", an dem alle Klassen der beiden Ismaninger Grundschulen teilnahmen. Voraussetzung: Sie müssen vorab alle einmal an der Isar gewesen sein. Gesagt, getan - der Projekttag im Schlosspark konnte kommen.

Die Kinder rennen durch den Park, quasseln und toben; es herrscht ein wuseliges Treiben. Aber wenn die Grundschüler an den Stationen angekommen sind, wird es ganz still im Ismaninger Schlosspark. Interessiert und gespannt lauschen sie den Experten. Gerhardt möchte, dass die Kinder das Prinzip Wasserkraft verstehen und es sich selbst erarbeiten. Aber darüber hinaus dienen alle sieben Stationen dem Zweck, ein Verständnis für die Umwelt zu vermitteln. Birgit Bayer sagt: "Wir Menschen sind da, aber eben auch die Pflanzen und Tiere. Das müssen wir uns ein bisschen bewusst machen." Früh genug anfangen kann man damit sicherlich nicht.

An weiteren Stationen können die Kinder mehr über die Entstehung von Gesteinen im Fluss oder den Auwald als Lebensraum einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten in Erfahrung bringen. Das Wasserwirtschaftsamt München hat das Thema "Unsichtbares Leben in der Isar" aufgearbeitet. Eine Gruppe von Viertklässlern schart sich um ein kleines Wasserbecken vor dem verschlossene Reagenzgläschen stehen. In den Gläschen befinden sich eingelegte Fliegenlarven, manche sind bereits seit 1995 konserviert. Statt sich zu ekeln, sind die Viertklässler eher fasziniert und hören den Experten vom Wasserwirtschaftsamt München zu. Die Fliegenlarven sehen zwar merkwürdig aus, sind aber ein nützlicher Indikator für die Wasserqualität eines Gewässers. Steinfliegen beispielsweise benötigen sehr sauberes Wasser, daher findet man sie eher in den höheren Bergregionen und nicht in den niederen Flussabschnitten.

Nicht nur die Naturwissenschaften, auch die Kunst soll an dem Projekttag ihren Platz haben. Das Schlossmuseum und das Kallmann-Museum in Ismaning greifen mit ihren Ausstellungen "Alles im Fluss" beziehungsweise "Waterbound - Vom Leben mit dem Wasser" derzeit den Quell des Lebens als Thema auf. Im Schlossmuseum erfahren die Kinder, dass die Isar auf der Höhe von Ismaning früher mehr als einen Kilometer breit war. Erst Eingriffe des Menschen beraubten dem Fluss seiner natürlichen Form. Auch, dass es früher noch einen Fährmann gab, der Reisende trocken über die Isar brachte oder der jetzige Verlauf des Seebachs durch ein Hochwasser der Isar in den Zwanzigerjahren entstand, stößt bei den Grundschülern auf Verwunderung.

Rasmus Kleine, Leiter des Kallmann-Museums, steht etwas am Rand einer Gruppe sitzender Kinder. Hier im Keller des Museums sollen die Grundschüler selber zum Pinsel greifen und Ideen zum Lebensraum Wasser auf einer Leinwand verewigen. Ein Kind malt, die anderen müssen erraten, worum es sich handelt. Luis braucht unbedingt schwarze Farbe. "Du musst mit den Farben arbeiten, die hier sind", ermuntert Rasmus Kleine den Grundschüler. "Sei ein bisschen fantasievoll." Luis greift sich die grüne Farbe und malt einen Surfer. Die sind in der Ismaninger Isar zwar ausgestorben, aber in München soll es wohl noch ein paar dieser Spezies geben.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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