Mitten in Unterschleißheim:Frau Weinzierl und der Bus

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Warum sich eine CSU-Stadträtin über die Verlegung einer Buslinie ärgert und der SPD-Bürgermeister darüber nur den Kopf schütteln kann

Von martin mühlfenzl

Wenn sich der Grant einmal festgesetzt hat, muss er auch wieder raus. Da ist es auch ziemlich wurscht, wer ihn abbekommt, und ob es diejenigen, die zuhören müssen, überhaupt interessiert. Ergriffen vom eigenen Grant ergreift die Unterschleißheimer CSU-Stadt- und Kreisrätin Brigitte Weinzierl deshalb im Mobilitätsausschuss des Kreistags das Wort und lästert fröhlich drauf los: über die Verlegung einer Buslinie in ihrer Stadt in eine Straße, die jetzt schon viel zu stark belastet sei und noch mehr Verkehr nicht vertragen könne; über eine Abstimmung im Stadtrat zu eben dieser Trasse, die ihre Fraktion eigentlich gewonnen hätte, wären nur alle CSU-Mitglieder da gewesen; über den SPD-Bürgermeister, der einfach nicht einsehen wolle, dass es in der Straße keinen Platz für neue Haltestellen gebe - und ohne neue Haltestellen mache eine neue Streckenführung überhaupt keinen Sinn.

Der Bürgermeister, der diese Ausführungen schon zum zweiten Mal hört, weil er auch für die SPD im Kreistag sitzt, heißt Christoph Böck und schüttelt kaum merklich den Kopf. Damit freilich ist er nicht der einzige. Auch andere Kreisräte fragen sich, was sie mit Weinzierls Informationen über eine Buslinie anfangen sollen, deren Nummer sie wahrscheinlich nicht kennen - und von der Straße haben die meisten sicher auch noch nichts gehört. Es kommen ja auch nicht alle Kreisräte aus Unterschleißheim.

Böck schaltet sich nach Weinzierls Wutrede auch kurz ein und sagt, er finde es schade, dass diese Diskussion, die eigentlich in den Unterschleißheimer Stadtrat gehöre, nun hier im Landratsamt geführt werde. Böck ist ein sehr taktvoller und zurückhaltender Mensch - und so sagt er nicht, was er wohl eigentlich sagen will: Der Schmarrn muss ein Ende haben, es gibt eine Entscheidung des Stadtrats und jetzt ist Ruhe! Im Zusammenspiel zwischen Kommunen und Landkreis ist es üblich, dass die Kreisräte die Entscheidungen der Stadt- und Gemeinderäte respektieren. Das sollte auch eine Stadträtin wissen. Als der Ausschuss beschließt, die Linie zu verlegen, schüttelt Brigitte Weinzierl unübersehbar den Kopf.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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