Mitten in Unterhaching:Weiß der Geier

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Warum so viele Menschen gerne zum "Dinner in Weiß" gehen, ist nicht jedem vermittelbar

Von Iris Hilberth

Wenn Sie sich demnächst darüber wundern, dass Sie in Ihrer Gemeinde andauernd auf weiß gekleidete Menschen treffen und Sie ernsthaft darüber nachdenken, ob etwa in Ismaning oder in Garching wohl der neueste Spot für die Raffaello-Werbung gedreht wird, oder der Unterhachinger Ortspark als Kulisse für eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung herhalten muss, dann können wir Sie an dieser Stelle schon mal beruhigen. Nichts dergleichen ist der Fall. Die Damen im weißen Kleid, oft kombiniert mit einem großen weißen Hut, wollen nicht im reifen Alter noch einmal ihr von der Änderungsschneiderin an die aktuelle Figur angepasstes Brautkleid ausführen. Und die Herren im ebenso durchweg restneutralen Sommeranzug zählen auch nicht zur Fangemeinde der meist in weiß aufspielenden Fußballer von Real Madrid. Diese Herrschaften sind derzeit allerorts auf dem Weg zum Abendessen. Zum Dinner in Weiß, oder besser: Dîner en blanc.

Nun kann man darüber nachdenken, ob das wirklich praktisch ist. Schließlich kann man mit einem weißen Outfit noch so vorsichtig essen. Wenn der Kantinenkoch zu Nudeln Tomatensoße reicht, sind die roten Sprenkel auf dem vorher so reinen Oberhemd programmiert. Auch ein noch so winziges Kleckschen Senf, das aus der Bratwurstsemmel tropft, wird mit einer weißen Hose zum optischen Supergau. Bei diesem gemeinsamen Schlemmen unter freiem Himmel in weißer Kleidung werden daher meist auch weiße Speisen empfohlen. Was auch ein bisschen fad werden kann. Milch zu Tomaten-Mozzarella ohne Tomaten. Reissalat mit nichts. Okay: Käse mit Weißbrot könnte gehen. Die Frage nach dem warum ist also berechtigt.

Zumal Wissenschaftler der Universität Rochester unlängst festgestellt haben, dass weiße Kleidung nicht nur unpraktisch, sondern auch total langweilig ist. Auf keinen Fall sollte das Kleid die gleiche Farbe wie der Hautton haben. Und für Männer wird weiß eh erst ab einer Gewichtsklasse empfohlen, in der konkrete Körperformen nicht mehr interessant sind. Rot dagegen, so fanden die Forscher heraus, ist der eindeutige Gewinner in Sachen Attraktivität. Und die Probleme mit Tomatensoße erübrigen sich außerdem.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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