Mitten in Unterföhring:Gnadenfrist für den Baum

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Was mit dem Christbaum klappt, geht mit dem Maibaum nicht so leicht: ihn eben schnell noch kaufen. Im besten Fall schneidet man letzteren schon Monate vorher im Dezember bei Vollmond. Doch heuer gibt es an diesem Tag die Weihnachtsgans

Von Sabine Wejsada

Man kann sie selber schlagen, sogar am Heiligen Abend noch erstehen und zur Not auch in Plastik ohne Drang zum Nadeln kaufen: Christbäume. Keine Kirche ohne geschmückte Fichte, keine Kommune ohne im Lichterschein glänzende Tanne, kaum eine Wohnung ohne den reich geschmückten Baum, unter dem zur Bescherung die Packerl liegen. Im 19. Jahrhundert hat sich dieser Weihnachtsbrauch von Deutschland aus über die ganze Welt verbreitet. Wo es Palmen gibt, dürfen auch diese als Kugel- oder Kerzenhalter herhalten.

Die Menschen lieben ihre Bäume - und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Ein paar Monate später, wenn die lästigen Präsente vom Christfest längst umgetauscht und die überflüssigen Pfunde im besten Fall wegtrainiert sind, geht es wieder um den Baum, den Maibaum. Den allerdings kann man nicht so mir nichts, dir nichts noch schnell am 30. April kaufen. Gut Ding will, ja muss, Weile haben. In Unterföhring zum Beispiel hat sich der Trachtenverein schon vor dem ersten Advent in den Forst nach Attenkirchen im Landkreis Freising begeben, um einen schönen Baum auszuspähen. Eine Stunde lang stromerte der Suchtrupp durch den Wald, ehe er fündig wurde: 38 Meter ist das gute Stück hoch, von geradem Wuchs und schlanker Statur mit einem Durchmesser von knapp 60 Zentimetern. Nach grober Schätzung soll der Favorit bis zu 120 Jahre alt sein. Als Back-up haben sich die Unterföhringer gleich noch einen zweiten Baum gemerkt, für den Fall, dass beim Umschneiden des ersten etwas schief gehen sollte, was freilich niemand hofft.

Doch genau das mit dem Fällen ist dem Vernehmen nach so einfach nicht: Weil im Dezember der Vollmond nach 38 Jahren exakt auf den 25., also den ersten Weihnachtsfeiertag, fällt und kaum ein Arbeiter bereit sein dürfte, die Gans gegen die Kettensäge zu tauschen, kann der Unterföhringer Wunschbaum nicht unter dem positiven Einfluss des Mondes gefällt werden, sondern erst drei Tage später. Bis Mitte Februar darf sich der Baum erholen, eher er im März nach Unterföhring gebracht wird. Übrigens kurz nach Neumond. Was sich laut Mondkalender günstig auf den Neubeginn als Maibaum auswirken könnte.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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