Mitten in Unterföhring:Das Geheimnis der Kettensäge

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Nicht nur Halbwüchsige verlieren gern Teile ihrer Habseligkeiten. Im Fundbüro im Rathaus gibt es Kurioses zu entdecken

Von Sabine Wejsada

Eltern können ein Lied davon singen: Kaum ein Tag vergeht, an dem die lieben Kleinen nicht irgendwo irgendetwas liegen lassen. Im Winter ist es gerne einmal die Mütze oder der von der Oma mit Liebe gestrickte Schal, an Regentagen bleibt der Schirm achtlos im Schulbus zurück und nach dem Fußballtraining muss man schon froh sein, wenn beide Schienbeinschoner zusammen mit dem Sohnemann den Weg nach Hause finden.

Wer noch nie in einer Schlamperkiste in der Turnhalle oder im Raum der verlorenen Dinge in der Schule nach den verlegten Besitztümern der Halbwüchsigen Ausschau gehalten hat, kann sich nicht vorstellen, was es da zu entdecken gibt: ein trauriger Winterstiefel, den offenbar niemand vermisst, nicht einmal der Träger, der am Tag des Verlierens auf einem Bein durch den Schnee gehopst sein muss. Ein mit Schloss versehenes Tagebuch ohne Namen, dem die Geheimnisse eines jungen Lebens anvertraut wurden. Brotzeitboxen in allen Formen und Farben, die man besser nicht öffnet, weil darin ein neues Ökosystem entstanden ist, das jeden Wissenschaftler sprachlos machen würde.

Doch es sind nicht immer nur Kinder und Jugendliche, die ob ihrer Flausen im Kopf nachmittags regelmäßig mit weniger heimkommen, als sie in der Früh dabeihatten, als sie hinausgezogen sind in die weite Welt. Auch Erwachsene verlieren dies und das, wie das Fundbüro im Unterföhringer Rathaus beweist, das sich mittlerweile zu einem wahren Fundus an Schlüsseln, Taschen, Mobiltelefonen, Brillen und Kleidung sowie Büchern gewandelt hat. Schmuck wird dort ebenso verwahrt: Uhren, Broschen und sogar ein Ehering warten auf ihre Eigentümer. Wobei man sich bei Letzterem schon fragen muss, was den schusseligen Träger dazu veranlasst hat, das Symbol ewiger Liebe dort liegen zu lassen.

Seit ein paar Tagen hofft man in Unterföhring zudem auf den Besuch des Besitzers eines ganz besonderen Fundstücks, nämlich einer Kettensäge. Sie möchte ebenso abgeholt werden wie das herrenlose Fahrrad. Zur Not eignet sich dieses vielleicht sogar als Transportmittel für das sperrige Werkzeug.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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