Mitten in Pullach:Jetzt schon an Dreikönig denken

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Die Pfarrei Heilig Geist erinnert alle Jahre wieder daran, dass sie gegen eine Spende ausrangierte Christbäume abholen. Mit einem Weihnachtsbaum-Lieferservice wäre dem von der Adventszeit gebeutelten Bürger aber weitaus mehr geholfen

Von Konstantin Kaip

Alle Jahre wieder . . . werden wir von der Pfarrei Heilig Geist in Pullach daran erinnert, dass deren Helfer gegen eine Spende von mindestens fünf Euro für ein Krankenhaus in Haiti ausrangierte Christbäume in Pullach und Großhesselohe abholen und entsorgen: Am Samstag, 9. Januar, können die Pullacher von 9 Uhr an ihre Weihnachtsbäume vor die Tür legen, mit einem Namenszettel, dann klingeln die Pfarrei-Helfer und holen die Spende ab. "Sie wollen Ihren Christbaum nach den Feiertagen loswerden? Kein Problem! Wir holen ihn bei Ihnen ab", heißt es in der Pressemitteilung, die am Montag, 14. Dezember, eingegangen ist. Eigentlich kein schlechter Zeitpunkt, erinnert die Mitteilung doch daran, dass man sich demnächst mal darum bemühen sollte, überhaupt erst einen Christbaum zu besorgen.

Klar: Der frühe Vogel und so weiter. Rechtzeitige Planung hat unumstrittene Vorteile und passt ganz gut in eine Zeit, in der der Vorverkauf für manche Kabarettabende in den Kulturhallen der Landkreisgemeinden eineinhalb Jahre vor dem eigentlichen Auftritt beginnt und Abiturienten von Bankberatern bedrängt werden, die mit ihnen über die private Altersvorsorge sprechen wollen. Nur manchmal eben kann einen der Imperativ des vorausschauenden Denkens auch überfordern. Vor allem jetzt.

Der Jahresverlauf fühlt sich ja psychologisch in etwa so an, als säße man in einer dieser großen Wasserrutschen, die es in so genannten Erlebnisbädern gibt: Das erste Stück, Januar, Februar, März, sitzt man noch fast in der Horizontalen und gleitet behäbig dahin, dann wird es allmählich immer steiler, und von der großen Kurve des Sommers an rauschen die Monate nur so an einem vorbei. Die Vorweihnachtszeit, in der wir uns jetzt befinden, wäre in der Wasserrutsche das letzte Stück der Röhre, durch das man nach zahlreichen Überschlägen orientierungslos hindurchsaust, den Körper krampfhaft gespannt, bevor man im hohen Bogen mit einer Wasserfontäne im Rücken ins Becken geschleudert wird.

Ein bisschen wenigstens würde man sich dann gerne treiben lassen im warmen Wasser der Feiertage, bevor die Rutschpartie wieder losgeht. Den Baum mit der Familie schmücken, ein paar Kerzen anzünden, Lieder singen, und eben nicht schon an den Termin für die Entsorgung denken. Dafür sollte doch gerade die Pfarrei Heilig Geist Verständnis haben, bei allem Respekt vor ihrer jährlichen Spendenaktion. Und eines noch: Natürlich ist die Christbaum-Abholung ein toller Service. Sie fällt allerdings in den gemächlichen Jahresbeginn. Der Besinnlichkeit und zahlreichen Bürgern wäre wohl mit einer anderen Aktion weitaus mehr geholfen: einem Weihnachtsbaum-Lieferservice am vierten Advent. Wäre das nicht eine gute Idee?

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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