Mitten in Pullach:Entfesselter Auftritt

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Wenn Susanna Tausendfreund mal wieder behauptet, ihr seien "leider die Hände gebunden", glaubt ihr das wahrscheinlich keiner mehr. Und schuld daran ist Pullachs Bürgermeisterin selbst

Von Konstantin Kaip

War das ein zauberhafter Abend im Pullacher Bürgerhaus beim Partnerschaftsjubiläum mit Baryschiwka! Gemeint ist damit nicht die bezaubernde blonde Wahlpullacherin Elena Berk, die im Dirndl mit Leopardenmuster vom Deutschen ins Ukrainische übersetzte. Gemeint sind auch nicht die schwindelerregenden Tricks der Kunstradfahrerinnen des Radsportklubs oder die beeindruckende Effizienz, mit der eine zierliche Frau aus der Taekwondo-Gruppe einen doppelt so großen Mann mit wenigen Bewegungen außer Gefecht setzte. Nein, gemeint ist die Magie, mit der Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund nicht nur die Gäste aus der Ukraine verblüfft hat.

Ihr junger Amtskollege Dmytro Sagumennyi hat sich ja zunächst schon etwas gewundert, als er mit Tausendfreund auf die Bühne gebeten wurde, zu einem - wie Moderatorin Caroline Voit sagte - "zwischenmenschlichen Experiment". Erst recht, als die Bürgermeisterin nicht nur ihre Amtskette ablegte, sondern auch ihre Jacke. Nicht viel zuversichtlicher wurde sein Blick, als er Tausendfreund dann auch noch öffentlich fesseln musste. Richtig fest, lautete die Anweisung, solle er das Seil verknoten, erst um ihre Hände hinter dem Rücken und dann noch einmal um ihre Schultern. Danach musste er sich vor sie stellen, worauf beide von einem roten Vorhang umhüllt wurden und nur noch Sagumennyis leicht hilflos lächelndes Gesicht zu sehen war. Ein paar Sekunden später fiel der Vorhang und - nein, Tausendfreund hatte sich nicht befreit. Sie hatte vielmehr dieselben festen Fesseln um, nur trug sie darunter das Sakko, das ihr ukrainischer Kollege unmittelbar zuvor noch am Leib gehabt hatte. Heiliger Houdini!

Ein magischer Moment, für den es zu Recht großen Applaus gab. Für Tausendfreund, die Hobby-Zauberin unter den Bürgermeistern, kann der Auftritt allerdings zum Bumerang werden. Denn an ihre Entfesselungskunst wird man sich lange erinnern. Etwa im Gemeinderat, wo Bürgermeister gerne mal sagen: "Ich würde ja wirklich gerne, aber mir sind leider die Hände gebunden . . ."

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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