Mitten in Oberhaching:Schmeichelei fürs Ei

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Was für ein Leben manche Hunde und Katzen haben, ist bekannt. Auch die Liebe mancher Hollywood-Größe für Hängebauchschweine ist nichts Neues. Aber Massage für Hühner? Das hat jedoch besondere Gründe

Von Michael Morosow

Die Domestizierung von Hund und Katz' ist nahezu abgeschlossen, das nächste Ziel von Fiffi und Mieze: Gleichstellung. Es soll ja immer noch Haushalte geben, in denen die Flohträger im Ehebett und auf dem Sofa nichts zu suchen haben. Aber auch hier gibt es bereits sinnvolle Ansätze. So soll es im steigenden Maße Frauen geben, die sich lieber einen Hund ins Haus holen als einen Mann, ganz nach dem Motto: Lieber lass ich mir die Couch versauen als das ganze Leben. Das ist sehr ungerecht, keine Frage. Denn während sich Hund und Katz' ausgestreckt unter der warmen Decke räkeln dürfen, müssen Schwein, Schaf, Huhn und Rind in der Regel die Nacht portionsweise im Kühlschrank verbringen, um anderntags eine schmackhafte Suppe oder einen saftigen Braten zu geben. Das Filetstück für den kleinen Liebling, versteht sich.

Aber es gibt immer mehr rühmliche Ausnahmen von dieser Regel. Die Rede ist von kleinen Schweinchen, die im Wohnzimmer ihr Körbchen stehen haben und zusammen mit der Familie Tatort schauen dürfen. Oder von Kobe-Rindern, die fröhlich mit dem Ochsenschwanz wedeln, während sie zu Mozarts kleiner Nachtmusik zärtlich massiert werden. Die Rede ist auch von vier Hühnern, die bei einer Familie in Oberhaching residieren. Die Abmachung ist klar: Jedes Huhn legt täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei, dafür bekommt es Kost und Logis, und kein Hahn kräht danach, wenn es mal die Eierproduktion vorübergehend einstellt. Nun aber ist eines darunter, das seit Tagen ebenso verzweifelt wie vergebens versucht, ein Ei zu legen. Eigentlich ein klarer Fall für eine Hühnersuppe, nicht aber bei der Oberhachinger Familie. Der Hausherr handelte ganz im Sinne von Franz von Assisi und massiert seit dem ersten Auftreten der Legehemmung dem armen Hühnchen, eieiei, täglich das Bäuchlein. Hoffentlich liegt das Ei nicht allzu quer, zur Sicherheit kann man die Henne aber an den Wehenschreiber anschließen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen einleiten.

Bleibt noch die Frage nach dem Verhältnis Schaf - Mensch. So richtig hat sich noch niemand darum geschert, wie es mit dem seelischen Gleichgewicht von Dolly & Co steht. Am Freitag, 25. September, kann man dafür mit Schafen direkt ins Gespräch kommen, wenn auf dem Begegnungshof Wörnbrunn "Après Sheep - die etwas andere After Work Party" steigt. Das Besondere daran beschreibt der Veranstalter: "Die Schafe kommen von der Weide wieder und lassen sich am Feuer nieder." Aber über was spricht man mit einem Schaf?

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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