Mitten in Ismaning:Tonlos im Dunkeln

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In manchen Cafés darf der Gast auf dem stillen Örtchen nicht zu leise sein - ansonsten droht Verdunkelungsgefahr

Von Sabine Wejsada

Die Technik treibt manchmal schon seltsame Blüten. Die Beleuchtung in den eigenen vier Wänden lässt sich bequem von der Ferne über das Smartphone steuern. Jalousien und auch Vorhänge können längst programmiert werden und das Hundegebell vom imaginären Waldi kommt vom Band. Der Mensch kann weit weg sein von seinem Zuhause und trotzdem so tun, als sei er daheim. Das schreckt Einbrecher und Langfinger ab. Unterstützen lassen kann er sich dabei zum Beispiel auch ganz bequem vom selbstfahrenden Staubsauger, der geschäftigen Lärm macht und ganz nebenbei auch noch die lästige Hausarbeit erledigt, wenn der Besitzer gestresst in einem Meeting oder gut gelaunt in einem Café sitzt.

Und auch dort ist die schöne neue Welt der Automatisierung bereits angekommen. Kellnerinnen und Ober brauchen weder Stift noch Zettel, um die Bestellung des Gastes aufzunehmen. Noch ehe der Kunde "Bitte einen Espresso Macchiato" zu Ende sagen kann, ist der Barista bereits per Funk über den Wunsch informiert und schon dabei, das Gewünschte auf den Tresen zu stellen. Dass die Verschnellerung der Arbeitsabläufe so manches Mal dazu führt, dass das Personal gar nicht mehr nachkommt, den Kaffee auch wirklich heiß zum Kunden zu bringen, sei nur am Rande erwähnt. Verbrennt man sich wenigstens nicht die Zunge.

Die technische Revolution erstreckt sich vielfach nicht nur auf den Gastraum, sondern auch auf die Sanitäranlagen, wie in einem beliebten Ismaninger Lokal. Wer dort das stille Örtchen aufsucht, das mit dem Schweigen aber zu wörtlich nimmt, kann ganz schnell in der Dunkelheit sitzen. Schließlich regelt eine Lichtautomatik dort die Beleuchtung. Sollten die Lampen überraschenderweise ausgehen, weil der Nutzer der Nassräume - sagen wir - keine Töne von sich gibt, könnte ihm ganz einfach geholfen werden: "Bitte laut Licht an sagen", steht auf einem Hinweisschild - und schon soll alles wieder in den hellsten Farben erstrahlen. Doof nur, dass sich im Dunkeln so schlecht lesen lässt.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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