Mitten in Grasbrunn:War da was mit der S-Bahn?

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Für viele Pendler wird sich mit der Zweiten Stammstrecke die Anbindung nach München verschlechtern. Komischerweise scheint das im Grasbrunner Rathaus niemanden zu interessieren

Kolumne von Lars Brunckhorst

Achtung, diese Zeilen sind subjektiv und eigennützig. Aus persönlicher Betroffenheit zu schreiben, das lernt jeder Journalistenschüler ganz zu Beginn, ist verboten. Aber in diesem Fall muss es sein. Denn es sind ja noch Hunderte, ach was, Tausende andere betroffen. Und damit auch gleich zur Sache.

Wenn es nach der Bahn, dem MVV und dem bayerischen Wirtschaftsministerium geht, dann wird die großartige zweite Stammstrecke, die bis 2026 unter die Erde gegraben werden soll, dazu führen, dass sich der S-Bahn-Takt im Münchner Osten verschlechtert. Auf die Gründe soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, Fakt aber ist: Im Berufsverkehr gibt es auf der S 4 und der S 6 dann keinen Zehn-Minuten-Takt mehr, sondern nur noch einen 15-Minuten-Takt und auf der S 2 entfallen die Entlastungszüge. Das muss man weder verstehen noch gutheißen. Was man aber erst recht nicht verstehen und gutheißen muss, ist die Tatsache, dass dies die Politiker in der Gemeinde Grasbrunn nicht zu interessieren scheint.

Während aus dem Nachbarlandkreis Ebersberg eine Flut an Protestnoten und Eingaben ins Wirtschaftsministerium, zur Bahndirektion und an den MVV schwappt, sich dort Bürgermeister und Abgeordnete gegen die geplante Verschlechterung wehren, scheint das Thema im Grasbrunner Rathaus noch nicht einmal angekommen zu sein. Selbst die Nachbargemeinde Haar hat protestiert, obgleich hier doch die neue Express-S-Bahn halten soll. Dabei sind von dem verschlechterten Takt besonders die Bahnhöfe Vaterstetten und Baldham betroffen, die täglich auch von vielen Grasbrunnern, Neukeferlohern und Harthausern angesteuert werden. Womit wir bei der persönlichen Betroffenheit des Autors wären, der hier zu Hause ist.

Neben ihm und seinen Mitbürgern sind aber vor allem auch all jene betroffen, die täglich mit der S-Bahn raus aus der Stadt fahren, weil sie etwa bei Bosch, Lego und all den anderen Firmen im Neukeferloher Gewerbegebiet Technopark arbeiten. Am S-Bahnhof Vaterstetten steigen morgens weit mehr Menschen aus, die im Grasbrunner Gemeindeteil Neukeferloh arbeiten, als von dort nach München zur Arbeit fahren. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Gemeinde im Gegensatz zu ihren Nachbarn bisher so still hält. Das sind nämlich keine Gemeindebürger, sondern Münchner. Ein guter S-Bahn-Anschluss ist aber ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen. Höchste Zeit also, zu handeln.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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