Mitten in Grasbrunn:Generation nix

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An die Hinweise der Krankenkassen auf die Vorsorgeuntersuchungen muss man sich als 50-Jähriger gewöhnen. Aber was soll die Einladung zur Seniorenweihnachtsfeier im Briefkasten?

Von Lars Brunckhorst

Als Mensch mittleren Alters fällt man heutzutage durch alle Raster. Zu den Zielgruppen von Wirtschaft und Werbung zählen die konsumorientierten Jugendlichen sowie die kaufkräftige Gruppe der 25 bis 45-Jährigen und neuerdings auch die sogenannten Silver oder Best Ager, also jene Menschen, die für den kurz bevorstehenden Ruhestand finanziell optimal vorgesorgt haben und am Lebensabend ordentlich auf die Pauke hauen. Auch die Politik sorgt sich gerne um Kinder, junge Familien und Rentner, investiert Milliarden in Kita-Plätze, Elterngeld und Rentenerhöhungen. Und was ist mit den Menschen dazwischen, deren Kinder dem Kindergeld entwachsen sind und die noch 15 oder 20 Jahre der Rente hinterherhecheln? Eben.

Dennoch war man letztens etwas beleidigt, als die Einladung für die Seniorenweihnacht im Briefkasten lag. Auch wenn einem Soziologen und Werbetexter einreden wollen, dass man zu einer sogenannten Generation 50 plus gehört und es sogar einen Bundesverband Initiative 50 plus gibt, der angeblich 34 Millionen Menschen in Deutschland vertritt, so fühlt man sich noch keineswegs als Senior und schon gleich gar nicht als Jungsenior! Mag sein, dass man da mit zunehmendem Alter etwas empfindlich wird; aber seit einem die Krankenkasse zum 45. Geburtstag erstmals Glückwünsche schickte, verbunden mit dem freundlichen Hinweis, welche Vorsorgeuntersuchungen nun anstünden, reagiert man ungehalten auf alle vermeintlich fürsorglichen Versuche, einem beim körperlichen Verfall beistehen zu müssen.

Beim Weiterlesen stellte sich dann aber heraus, dass es entweder ein Versehen oder ein böser Scherz war: Eingeladen sind in der Gemeinde Grasbrunn nur alle Bürger ab 65. Da ist noch ein bisschen Zeit, bis man zu Kaffee und Kuchen bei Klängen vom Kinderchor darf, hin- und zurückgebracht vom Abholdienst, versteht sich. Vielleicht zieht man bis dahin aber auch nach Oberhaching um. Die Gemeinde erließ gerade ihre Richtlinien fürs Einheimischenbauland, in dessen Genuss vorzugsweise junge Familien kommen sollen. Wir haben das mit größtem Wohlwollen gelesen. Denn zu denen zählen in Oberhaching auch 60-Jährige mit Kindern von 21 Jahren.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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